Zu Recht vergessen

Eine Serie von Daniela Strigl und Karin Wozonig.

Online seit: 26. August 2024

Die Serie „Zu Recht vergessen – die besten schlechten Dichter aller Zeiten“ widmet sich dem Phänomen der Berühmtheit zu Lebzeiten, die durch keinerlei ästhetische oder poetologische Qualität gerechtfertigt ist. Der zu Recht vergessene, einst aber bekannte und gefeierte Autor ist mentalitätsgeschichtlich grundsätzlich interessanter als das zu Lebzeiten verkannte Genie, das „seiner Zeit vor-aus“ war. Im Unterschied zum „allzeit gültigen“ Werk des Klassikers stellt sich am Beispiel der Produktion des schlechten Autors oder der schlechten Autorin die Frage nach der historischen Kontingenz ästhetischer Werte und Wertungen. Oder, mit Karl Kraus gesagt: „Nicht alles, was totgeschwiegen wird, lebt.“ – Daniela Strigl, Karin S. Wozonig

„Die Dichter alle dichten“
Schiefe Bilder, gnadenloser Reimzwang, humanistisches Pathos und unbedingter Glaube an die eigene poetische Sendung – Friederike Kempner galt schon Sigmund Freud als Paradebeispiel für die „unfreiwillige Komik der Rede“. Von Karin Wozonig

Der Goethe der Fünfzigerjahre
Werner Bergengruen schrieb auch in der Mitte des 20. Jahrhunderts noch so, als wäre das 19. nie vergangen. In gekünstelt hohem Ton erdichtete er eine heile Welt der Wörter, in der für politische Realitäten und Veränderung kein Platz war. Von Thomas Stangl

Sänger und Geiger
Anton Wildgans war der meistgefeierte Dichter der Ersten Republik. Heute erinnert nichts mehr an ihn. Außer einem Literaturpreis der Österreichischen Industrie. Von Klaus Kastberger

Alabaster mit Kratzern
Emanuel Geibel war einer der berühmtesten Dichter des 19. Jahrhunderts, im späteren 20. Jahrhundert wurde er weitgehend vergessen. Aus herkömmlichen Lyrik-Anthologien verdrängt, kehren seine Verse im Internet in ungeahnter Weise wieder. Von Hermann Schlösser

„Max Mell, wie immer der gehässigste“
Der österreichische Schriftsteller Max Mell war ein kulturpolitisches Phänomen eigener Art. Ob Monarchie oder Republik, Ständestaat oder Nationalsozialismus – von offizieller Seite wurde sein Werk stets hoch geschätzt. Von Evelyne Polt-Heinzl

Empfindsam und empfindungslos
J. W. L. Gleim, der Liebes- und Kriegspoet der Aufklärung. Von Franz M. Eybl

Ein verschollener Apostel der Schönheit
Robert Hamerling (1830–1889) beeindruckte das weibliche Lesepublikum seiner Zeit wie kein Zweiter. Germanisten mochten ihn schon damals nicht. Von Karl Wagner

Der Amerika-Enthusiast
Friedrich Gerstäcker prägte im 19. Jahrhundert mit seinen süffigen Romanen und Reisebeschreibungen das Bild der Deutschen von der Neuen Welt. Auch in den USA waren seine Bücher beliebt. Von Fatima Naqvi

Pfingstidyll an der Reichsautobahn
Böse botanisieren mit Karl Heinrich Waggerl. Von Paul Jandl

Kein Makel, nirgends
Daniel Wisser über Hermann Sudermanns raschen Ruhm und langsames Verschwinden aus dem Kanon

„Beim schreiben auf die sprache gestoßen“
Was bleibt von Verena Stefan und den Frauen der Neuen Innerlichkeit? Von Almut Tina Schmidt

Die Erfindung des Nationalismus
Gustav Freytag prägte die bürgerliche Literatur der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Heute ist er vergessen. Eine Spurensuche. Von Stefan Neuhaus

Gott, Vaterland und Führerkult
Von Ebner-Eschenbach und Thomas Mann hoch geschätzt, von der Nachwelt verschmäht – der literarische Kurssturz Enrica von Handel-Mazzettis. Von Elisabeth Grabenweger

Freiheitsliebende Sklavenhalterinnen
Mrs. E.D.E.N. Southworths Südstaatenheldinnen. Von Bettina Balàka

„Jennylein, was war ich für ein Esel!“
Hanns Heinz Ewers’ Gedankenexperimente und ihr braunes Ende. Von Clemens Ruthner

„sehr schluderig und flüchtig“
Hans Weigel: der „Förderer“ als Schriftsteller. Von Wolfgang Straub

Willkommen im Museum des Leidens ohne Wehgeschrei
Paula Groggers Heimatroman Das Grimmingtor. Von Hanno Millesi

Die Lust am Schuss
Willi Gails deutsche Science-Fiction-Romane. Von Roland Innerhofer

Kniefallphilologie
Wie Emil Staiger aus der Mode kam. Von Thomas Strässle

Opportunismus, der sich bezahlt macht
Franz Karl Ginzkey, Dichter von Hatschi Bratschis Luftballon. Von Klemens Renoldner

Fashionable Novels made in Weimar
Unter dem Pseudonym Amalie Berg publizierte Caroline Ludecus (1755–1827) viel gelesene Erzählungen und Romane. Mit ihrer Unterhaltungsprosa gewährte die Kammerfrau am Weimarer Hof spannende Einblicke in die Lebenswelten der privilegierten Kreise ihrer Zeit. Von Anna Ananieva

Der allerletzte Ritter
Oder: Die Kränkungen des Richard Schaukal. Von Harald Gschwandtner

Buddenbrooks, chinesische Variante
Warum Pearl S. Buck den Nobelpreis für Literatur verdient und nicht verdient hat. Von Norbert Mayer

Der abgedankte Dichterfürst
Paul Heyse war Deutschlands erster Nobelpreisträger für Literatur. Geblieben ist von seinem ausufernden Werk zum Glück fast nichts. Von Daniela Strigl