Am 22. Juni beginnen in Klagenfurt die 46. Tage der deutschsprachigen Literatur. Wir haben ins Archiv geblickt und verlinken hier eine Reihe einschlägiger Beiträge zum Wettlesen um den Ingeborg-Bachmann-Preis und zum Stand der Literaturkritik im Allgemeinen. Bachmann-Preis-Trägerin Katrin Passig widmet sich in ihrem Klassiker über die automatische Literaturkritik den Kriterien und Mechanismen der ästhetischen Urteilsbildung, Felix Philipp Ingolds Beiträge zur „Laienherrschaft – in Klagenfurt und anderswo“ und „Was bleibt? Was beliebt!“ nehmen die Funktion von Literaturpreisen und das Zusammenspiel von Jury-Voten und Publikumsgeschmack ins Visier.
Um Abschreibübungen im Hochfeuilleton und eine Kritikerin, die Zitate aus besprochenen Büchern frei erfindet, geht es in den beiden ausgewählten Texten von Norbert Gstrein, Daniela Strigl malt ein Sittenbild der gegenwärtigen Literarturkritik im Realbetrieb.
Philipp Schönthaler beschäftigt sich explizit mit der Frage, wovon Autoren eigentlich leben, und Thomas Kunst rechnet mit literarischen Machtgremien ab.
In den Fragebögen schließlich geben Kritiker – darunter mehrere ehemalige und gegenwärtige Juroren – Auskunft über Ihre Auffassung vom Geschäft der Literaturkritik heute.
Die Beiträge im Einzelnen:
Überwiegend ernst gemeint
Die Automatische Literaturkritik. Von Kathrin Passig
Laienherrschaft – in Klagenfurt und anderswo
Zum aktuellen Status von Literatur und Literaturkritik. Von Felix Philipp Ingold
Wirklichkeitsbewältigung als literarisches Programm
Beobachtungen und Überlegungen zur aktuellen Buchkritik. Von Felix Philipp Ingold
Was bleibt? Was beliebt!
Literaturpreise als Faktor und Motor des Literaturbetriebs. Von Felix Philipp Ingold.
Im schottischen Hochmoor
„Unmöglich, dass ausgerechnet diese Blätter voneinander abschrieben.“ Von Norbert Gstrein
Doch! Doch! Doch!
„Indem sie aus dem Buch auf ihren Knien abzulesen vorgibt, sagt sie: ‚Die verborgene Deutschheit muß man entbergen. Und das tun wir, indem wir die Juden endlich beseitigen aus Deutschland.‘ Der Moderator sagt: ‚Also dieser Satz steht aber nicht in dem Band, über den wir jetzt reden.‘“ Von Norbert Gstrein.
Der Zuckerbäcker in seinem Reich
Wie André Heller einmal den Faschismus verhindert hat. Die ziemlich österreichische „Rezeption“ des Buches vom Süden. Von Daniela Strigl
Schreiben im Zeichen des Geldes
Die Marktbedingungen, unter denen freie Schriftsteller arbeiten, schlagen sich in der Ästhetik nieder – und in der sozialen Zusammensetzung des Literaturbetriebes. Von Philipp Schönthaler
Der Angler und die Fische
Literatur auf dem Holzweg. Von Thomas Kunst
„Die anhaltend skandalöse Vergabe von Lyrikpreisen in Deutschland ist einem Auslöschungsverfahren von wirklicher Eigenständigkeit gleichzusetzen.“
Fragebogen: Evelyne Polt-Heinzl
Fragebogen: Anne-Catherine Simon
Fragebogen: Brigitte Schwens-Harrant
Fragebogen: Andreas Breitenstein
Fragebogen: Christoph Schröder
Fragebogen: Hildegard E. Keller