Thomas Kunst: Der Angler und die Fische

2,00

Literatur auf dem Holzweg. Eine Abrechnung mit Fehlentwicklungen des Literaturbetriebes, seiner Präferenz für theorielastige Lyriker und seiner Ignoranz gegenüber den einfachen Formen der Poesie.
Umfang: ca. 18.250 Zeichen
Format: PDF
Quelle: VOLLTEXT 2/2018
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Beschreibung

Zitate aus diesem Beitrag:

Wie gelehrt sollte der Schriftsteller in der heutigen Zeit sein?
Welche Strapazen und Entbehrungen sollte er auf sich nehmen, um von dauerhafter Anerkennung verschont zu bleiben?
Welcher Grad an Verrücktheit ist notwendig, um sich vom Hauptfeld der deutschen Gegenwartsliteratur abzusetzen?

[…]

Kategorien wie Besessenheit, Leidenschaftlichkeit, Intensität und Kühnheit scheinen im gegenwärtigen Lyrikdiskurs kaum noch zu existieren. Die gesellschaftliche Akzeptanz gegenüber Lyrikern und Lyrikerinnen mit einer abgeschlossenen wissenschaftlichen Ausbildung ist wesentlich höher als gegenüber Lyrikerinnen und Lyrikern ohne diese Bildungsnachweise. Die Zeit der Autodidakten ist ein für alle Mal vorbei. Die Geschichte des Schwafelns hat längst begonnen.
Heere von akademisch aufgeblähten Biografien stehen sich gegenüber.

[…]

Die seit Jahren anhaltende, skandalöse Vergabe von Lyrikpreisen in Deutschland vernichtet gleichzeitig Lebensabschnittswerke von Dichtern und ist demzufolge einem verantwortungslosen Auslöschungsverfahren von wirklicher Eigenständigkeit gleichzusetzen.

Mit einem deutlichen Unbehagen nehme ich zur Kenntnis, wie einige wenige, eigens dafür auserwählte Dichter/innen oder ähnliche Kulturfunktionäre das heimliche Erbe ehemaliger Akademiepräsidenten antreten, was Machtfülle und Ämterhäufung betrifft, einige wenige, eigens dafür auserwählte Dichter/innen, die flächendeckend von Berlin bis Südtirol in zahlreichen Kuratorentätigkeiten und Jury- oder Vorjuryauftritten die demonstrative Beschneidung der poetischen Wanderwege ihren eigenen, apodiktischen Spielregeln unterwerfen.

Dichter wie Rolf Dieter Brinkmann, Nicolas Born und Thomas Brasch würden wohl heutzutage besprechungslos auf der Strecke bleiben, keine Villa-Massimo-Stipendien oder sonstige Anerkennungen aufzuweisen haben.

[…]