VOLLTEXT 1/2021

5,90

Mit Beiträgen von Helga Schubert, Lucy Fricke, Kathrin Röggla, Norbert Gstrein, Felix Philipp Ingold, Alexander Kluge, Adam Zagajewski, Peter Truschner, Teresa Präauer, Arno Geiger, Susanne Schleyer, Thomas Lang, Elisabeth Grabenweger, Andreas Maier, Michael Braun, Paul-Henri Campbell, Jan Wilm, Gisela Trahms, Cees Nooteboom, Marcus Roloff, Ernst Herbeck, Diana Anfimiadi, Juan Gabriel Vásquez u.a.

Umfang: 76 Seiten
Format: PDF
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Beschreibung

Die Inhalte

Fischfabrik
Von Lucy Fricke

Jeden Morgen stand das Mädchen um sechs Uhr in der Fabrik, panisch vor Angst, so zu sein wie all jene, mit denen es verwandt war.

Die Angst vor dem Absturz ist eine andere, wenn man von dort unten kommt.

Eine unkontrollierbare Wut, die sich auf den Straßen, in Kämpfen gegen das System und gegen die Staatsgewalt entlud, es wurden Steine geworfen und Autos angezündet.


Ein junger Vater
Eine Erzählung von Helga Schubert

Dieser zerrissene, mir doch unbekannte Mann, ich bin sein einziges Kind.

Und nun darf auch so eine wie ich einfach traurig sein, dass sie ihren Vater in einem irrsinnigen Krieg verlor, bevor sie ihn kennenlernen und lieb haben konnte.

Es ist immer noch ungewohnt, auch der deutschen Kriegstoten zu gedenken, selbstverständlich ist das nur für die Zugezogenen aus dem Westen.


Cunst vs. Comedy
Emily Dickinson in Film und Fernsehen. Von Thomas Lang

Die Literatur und ihre großen Figuren haben in den USA niemals einen vergleichbaren Bedeutungsverlust erfahren wie in deutschen Landen.


Man kann es nur falsch machen
Die sieben Todsünden der Literatur. Von Kathrin Röggla

Plötzlich waren sie da, das sich mir erklärende Waldviertel, das sich mir eröffnende Tiroler Bergland, die mich angreifenden Vorarlberger Meldungen.

Immer interessiere ich mich noch zu sehr für Herrschaftssprache, immer noch zu wenig für Widerstandsgesten.


Neulich
Andreas Maier in den Wirtschaften Bambergs

Sich von Groupies anhimmeln und ins Bett führen zu lassen? Als letztendlicher Lebensentwurf konnte das nicht dienen.

Die Krone aber von allem ist Bamberg. Bamberg, meine Liebe. Bamberg, Du Schöne. Andere geben mir Frieden, Du erhöhst die Seele.


Der kurzen Rede langer Sinn
Felix Philipp Ingold versucht, den Aphorismus auf den Punkt zu bringen

Aphorismen können nach Georg Christoph Lichtenberg „eine ganze Milchstraße von Einfällen“ mit sich führen und fruchtbar werden lassen.

Der Aphorismus bietet noch immer die Möglichkeit, etwas zu sagen, statt bloß weiterzusprechen.

Im Gegensatz zu Amann, der den Aphorismus zur Behauptung tiefer, zumeist resignativer Einsichten einsetzt, trivialisiert Handke die aphoristische Rede.

Auffällig ist, dass der Aphorismus bei Autorinnen kaum Interesse findet, Marie von Ebner-Eschenbach ist diesbezüglich ein rarer, schon weit zurückliegender Ausnahmefall.


Begegnungen in der Autofiktion IV
Jan Wilm über Hélène Cixous und Roland Barthes

„Meine Anstrengung in Sprache und Inhalt besteht darin, Verbote und falsche Scham zu brechen“: Hélène Cixous

Nur Literatur, die den Tod mitdenkt, ist eine Literatur der Wirklichkeit, und somit eine Literatur des Menschen als Körper, des Individuums als Ich.


Der Poet mit den kreisenden Sonnen im Kopf
Materialien und Texte aus Alexander Kluges sieben Körben

Wie staunten wir, als wir auf der Plancklänge plötzlich Zeichen von dort erhielten, Botschaften aus einer fernen, zeitlich getrennten Welt.

Der Prophet Dietrich Alonso Hildebrandt erklärt es für gewiss, dass die Gemeinde mit einem Unterkommen auf einem solchen Exoplaneten rechnen könne.


Zwischen den Lockdowns
Von Norbert Gstrein

Bärtig, mit Anzug, schwerer Uhr und einem Parfum, mit dem er in weitem Umkreis sein Revier markierte, sollte er mir eine Lehre erteilen, was Schreien für ihn bedeutete.

Bärtig, mit Anzug, schwerer Uhr und einem Parfum, mit dem er in weitem Umkreis sein Revier markierte, sollte er mir eine Lehre erteilen, was Schreien für ihn bedeutete.


Maßvoll zerrüttet Gabriel
Gisela Trahms über Gabriel Josipovicis Kürzestroman Wohin gehst du, mein Leben?


Die Frösche
Eine Erzählung von Juan Gabriel Vásquez

Der Pfarrer der Kavallerieschule hat immer wieder gesagt: „Egal, wo Korea liegt. Jeder Ort ist gut, um Kommunisten zu töten.“

Fasziniert entdeckte Salazar damals die unterschiedlichen Ausdrucksformen der Angst.


Der Versuch, eine offene Gesellschaft zu schließen
Ein Essay von Adam Zagajewski

Offensichtlich war es damals leichter, sich gegen das Zentralkomitee aufzulehnen als jetzt gegen die dunklen Seiten des Kapitalismus oder den Nationalismus.

Mir scheint, dass wir Europäer es nicht schaffen, die zwei wesentlichen Elemente unserer Erfahrung in Einklang zu bringen: den Anteil des Tages und den Anteil der Nacht.

Der Wahnsinn des Maximalismus ist für Staaten bedrohlich, ein kluger Minimalismus wirkt heilend.


Gott, Vaterland und Führerkult
Zu Recht vergessen: Enrica von Handel-Mazzetti


Die dröhnendsten Jahre des Lebens
Lektürenotizen von Peter Truschner


Die Bewohner von Château Talbot
Von Arno Geiger


Präauer streamt Instagram-Videos
Von Teresa Präauer

„Wir verneigen uns vor euch, ihr Menschen einer neuen Zeit.“


Lyrik-Logbuch
Michael Brauns und Paul-Henri Campbells Eintragungen zu Gedichten von Diana Anfimiadi, Ernst Herbeck, Marcus Roloff, Cees Nooteboom


Schleyers Fotojournal


Preis-Telegramm
Jüngst vergebene Literaturpreise