Easy Deutschland

Roman. Von Norbert Müller

Online seit: 19. August 2021

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PERSONENVERZEICHNIS

Hauptfiguren

Arthur Schulze: Angestellter bei der Relocation-Agentur Easy Deutschland, vormals Theater- und Fernsehregisseur, Erfinder der TV-Serie Doktor Markus
Carol Tolbert: Eigentümerin von Easy Deutschland
Eckhard: ehemaliger Dramaturg, Sponsorenakquisiteur beim Theater 94, verheiratet mit Carol
Erik König: Deutsch-Programmleiter an der Volkshochschule Großfelde-Marienrade, Audifahrer
Marion König: Multi-Künstlerin, verheiratet mit Erik
Guido Duvall: Darsteller des Doktor Markus, interimistisch Hausmann und Vater
Ann Charlotte Sauber: Schriftstellerin, Freundin von Marion

Nebenfiguren

Simone: Investmentbankerin, verheiratet mit Guido Duvall
Zoe und Thomas: Königs Kinder
Justin: Sohn von Simone und Guido Duvall
Philip Goldberg: Kunde von Easy Deutschland
Ellen: seine Tochter
Waltraud Kurz-Kowalski: kommissarische Leiterin der Volkshochschule Großfelde-Marienrade
Möllenkötter: Lektor von Ann Charlotte Sauber
Fritz Nägele: Leiter des Theaters 94
Sabine, Kerstin, Annette, Franz, Roswitha, Hildegard: Kursleiter an der Volkshochschule Großfelde-Marienrade
Heidi Brockmann: Schauspielerin, Namensgeberin einer Strickblusenkollektion
Max Perlmann: Schauspieler, Autor von Sentimental Escape
Ariane Jobst: Schauspielerin
Frau Weiss: Pflegerin von Perlmann
Gillian und Dick Tolbert: Carols Eltern
Cornelius Schreker: Künstler, Kunstlehrer
Adele Güssing: Ärztin

 


 

INHALT

Schatzihassrückfall
„Die Schatzihasssoße kochte wieder hoch. Bei Schatzi dachte er weniger an Liebe als an Mord.“

Relocation-Agentur
„Arthur hatte sich bisher bei Easy Deutschland immer an Regel Nummer eins gehalten: Sprich nie über Politik, Religion oder Sex, es sei denn, der Kunde will es.“

Anrufbeantworter
„Normalerweise hatte er keine Probleme mit Anrufbeantwortern, im Gegenteil, es gab Anrufe, bei denen er fürchtete, statt des Anrufbeantworters könnte sich die Person melden.“

Burmeister
„Überhaupt das Wort Verschwörung, benutzen Sie es in meiner Gegenwart nicht. Das ganze Leben ist eine einzige Verschwörung, darüber brauchen wir nicht zu reden.“

Interview
„Was heißt Verkehr: Motor einschalten, Dings rein, Dings raus, Motor ausschalten. Das war die Ehe. Das war auch die Ehe. Von wegen, Herr Bischof, die Ehe sei ein wunderbares, unvergleichliches Gut!“

Doktor Markus
„Auf dem Höhepunkt der Doktor-Markus-Hysterie hatte er sich ohne angeklebten Vollbart und eine Sonnenbrille, die das halbe Gesicht bedeckte, nicht aus der Wohnung getraut.“

Entspannung
„Schon bei der Namensgebung der erste Streit: Volkshochschule Großfelde-Marienrade oder Marienrade-Großfelde? Bei Großfelde-Marienrade Zurücksetzung der Marienrader, bei Marienrade-Großfelde Zurücksetzung der Großfelder.“

Amore
„Frauenarzt Doktor Markus nur als Zwischenstation gedacht auf dem Weg zu einem zweiten François Truffaut.“

Prinz Eugen
„Auf dem Bett liegen und die Decke anstarren, Schubert hören und in Melancholie versinken, das war ein mitteleuropäisches Hobby. War man stolz drauf.“

Kleinschreibung
„Ohne Bussibussi ging es nicht, schon gar nicht beim Theater. Aber auch im Literaturbetrieb längst nicht mehr. Früher hatte sie sich gegen das Bussibussi gesperrt, geradezu unter einer Bussibussiallergie gelitten.“

Tiefe
„Das Problem mit der Tiefe: Sein Schwanz fand nicht mehr aus ihr heraus, seine Seele noch nicht in sie hinein.“

Sponsoring
„In den späten Achtzigern, vor der Wende, war Fritz der schwäbische Che Guevara von Greenwich Village.“

Gebote
„Für Kunden von Easy Deutschland war das in den ersten Wochen die Bibel. Alle Formulare wurden darin erklärt, mit denen Ausländer bei deutschen Behörden konfrontiert waren, ebenso Mülltrennung, Mietverträge, Fahrerlaubnis.“

Vater
„Die S-Bahn voll mit Radfahrern. Viele Sechzig- bis Achtzigjährige dabei. Trainierten am Wochenende, um in der Woche fit für Demonstrationen gegen Rentenkürzungen zu sein.“

Nasebohren
„Und was für ein Auftritt. Filmhistoriker würden sich später den Qualitätssprung nicht erklären können, den er nach der dritten Doktor-Markus-Folge nahm.“

Grunewald
„Es musste eine Frau bei der Handyanschaffung im Spiel gewesen sein. Es waren immer Frauen im Spiel, wenn Männer ihre Verbohrtheiten überwanden.“

Ziegelhofweg
„Vom Ziegelhofweg erholte man sich nicht mehr. Vom Ziegelhofweg ging’s gleich auf den Gottesacker.“

Gefühlsgrütze
„Dieser grausame Duras-Abklatsch. Was bei Duras furchtbar war, war bei Marion noch furchtbarer. Gab gar kein Wort dafür, am ehesten noch Seelenpudding. Oder Gefühlsgrütze.“

Café Oren
„Wer die Dativhürde nahm, würde auch andere Hürden nehmen. Und Ellen hatte die Dativhürde genommen, dank seiner Hilfe. Und anschließend auch die Doppelhürde der festen Präpositionen und der Wechselpräpositionen.“

Dozentenraum
„Seit neunzehn Jahren war König mit Marion verheiratet, aber seit mindestens dreißig Jahren mit der Zeitung. Und nach der sich immer deutlicher abzeichnenden Scheidung von Marion würde die Zeitung noch wichtiger werden.“

PEKiP
„Doktor Markus war ja nach Goethe und Beckenbauer der bekannteste Deutsche, das hatte nicht allen gepasst.“

Lebensendtaste
„Er hatte gleich einen Plan, für den er nur Münzgeld, eine Telefonzelle und ein Taschentuch bräuchte.“

Kotzlache
„Dann begann das Warten darauf, dass sich die Redakteurin meldete: einen Tag, zwei Tage, drei Tage. Am vierten Tag schaute sie im Duden nach, wie demnächst definiert wurde.“

Horny
„Wie ein Gewitter hing das horny schon wieder über ihm. Beim Spaziergang im Grunewald, beim Bummel auf dem Ku’damm, in den Cafés in Mitte, immer und überall das Horny-Gewitter.“

Gartenschlauch
„Zoe jedenfalls ist auf einem sehr spannenden Weg. Auf der Suche nämlich, wie ich vorhin sagte … auf der Suche nach dem verlorenen ganzen Menschen.“

Kaffeekochen
„Eckhard wollte wieder nicht mit, hing in seinem Sessel, Chips und Erdnüsse neben sich und Oberinspektor Derrick in einer Wiederholungsfolge vor sich.“

Krise
„Hatte ihm nicht einer seiner Kunden erzählt, dass es im Chinesischen für Krise und Chance dasselbe Schriftzeichen gibt?“

Autobiographie
„Er las weiter, über ihren späten Durchbruch in: Eva-Marie Stolzenburg – eine Frau in den besten Jahren. Und dann über die Idee zu ihrer Heidi-Brockmann-Strickblusenkollektion, die sie auf einem Homeshoppingkanal vertrieb.“

Deal
„Es gab leftovers von chicken à la Granny Luise, die noch staubtrockener als das letzte Mal in Berlin waren, aber er war nicht als Gourmet hergekommen, sondern als zukünftiger Geschäftsmann.“

Freund
„Der Brockmann schwebte eine filmische Meditation vor, eine Art Teresa Terz ohne Mordfall, ihm dagegen … keine Ahnung. Tragikomödie vielleicht oder Farce. Farce ging irgendwie immer.“

Ponderosa
„Lag er nicht im Bett, schaute er Doktor-Markus-Videos. Nach zwei intensiven Doktor-Markus-Videowochen stellte ihn die Simone vor die Wahl: Doktor Markus oder ich.“

Amerika
„In fünf, sechs Jahren eine feste Größe in Hollywood sein. Vielleicht doch eher Mainstream als independent. Eher Wilder als Cassavetes.“

Liebe
„Er wollte Liebe, körperlich und seelisch, aber eben nicht von und mit Marion. Nicht mehr von und mit Marion. Nie mehr von und mit Marion.“

Begegnung
„Sie sagte ihm jetzt, was er zu lesen habe. Sagte, du musst unbedingt Lacan lesen, musst unbedingt Derrida lesen, musst unbedingt Luhman lesen. Las aus Trotz Donald Duck.“

Vernissage
„Was sehen wir hier? Was ist der Stein des Anstoßes? Was wir sehen, ist eine Sonnengöttin in Zwiesprache mit einem Erdenmenschen.“

Tennenbaum
„Deine Frau, die muss ja den karitativen Masochismus einer Mutter Teresa in sich haben, um mit dir zusammen zu sein.“

Peppering
„Was soll an Mainstream schlimm sein? Shakespeare ist Mainstream. Goethe ist Mainstream. Kafka ist Mainstream. Die Bibel ist Mainstream.“

Spurensuche
„Und jetzt achthundert Kilometer zurück. Wieder achthundert Kilometer in der Todeszone. Und für was? Für ein Hirngespinst!“

Kursverteilung
„Gegen Abend zarte Traurigkeitsattacken, Melancholieanfälle. Dreiundfünfzig Jahre war er alt und hatte davon mehr als fünfundzwanzig an der Volkshochschule verbracht.“

Kosmetikkoffer
„Warum spielte der sich jetzt so auf? Bewarb sich der ehemalige schwäbische Che Guevara schon jetzt um die Nachfolge von Lea Rosh?“

Dosis
„Die Traurigkeit der französischen Texte langweilt mich seit Jahren. Auch die Traurigkeit der deutschen. Diese ganze Melancholiescheiße, dieses Depressionsgeheule, zum Kotzen.“

Picknick
„Er traute diesem Kerl einfach nicht mehr. Auch nicht Heidi, er traute nur der Simone und seiner Robert-de-Niro-ohne-Schweiß-kein-Preis-Methode.“

Ultraschall
Die Pfütze, das Billy-Regal der Kurzgeschichte; Oben, unten, das Methadon für Ingmar-Bergmann-Abhängige auf Entzug; Das Mädchen mit der Perlenkette, das Red Bull für Rosamunde-Pilcher-Abgeschlaffte.“

Midlife
„Und als die Mauer fiel, fuhren die anderen zum Partyfeiern nach Berlin, während er zum Wandern in den Bayerischen Wald fuhr.“

Burger
„Burger las Ibsen, obwohl Ibsen auch nicht melodramatisch war. Ibsen konnte ja nichts dafür, dass die Burger seine Stücke las, spielte und in den Sand setzte.“

Sprachkrise
Lernerorientierte Qualitätstestierung – beide Wörter gehören sicher auch nicht zu den im Bachmannschen Sinne wahren Wörtern.“

Hopper
„Komisch, sie war glücklich, aber es reichte nicht. Nicht das stille Glück. Nicht, wie sie an Schrekers Seite durch diese wunderbare Hopper-Landschaft fuhr, mit dem Hopper-Himmel, den Hopper-Häusern, den Hopper-Sanddünen.“

Horror Vacui
„Aber liebte er nicht gerade diese Penzinger Naivität an ihr? Die Frittatensuppenherzigkeit? Die Tafelspitzseligkeit? Die Topfenstrudelunschuld?“

Perlmann
„Sie brauchten einen prominenten Juden mit einer eindrucksvollen Verfolgtenvita. Für mich als Mensch haben Sie sich einen Dreck interessiert.“

Terror
„Eine Südtiroler Bergbauerntochter weinte nicht so einfach drauflos. Eine weinende Südtiroler Bergbauerntochter hätte es nicht in die Literaturwelt geschafft.“

Diminutivschock
„Wahrscheinlich bekam man gar keine Baugenehmigung für den Ziegelhofweg, wenn man nicht einen Sohn und eine Tochter hatte. Den Familienhund nicht zu vergessen.“

Netzwerkfliese
„Glaubst du etwa, die permanenten Weiterbildungsveranstaltungen, die Jours fixes, die Qualitätstestierung, die Dauerevaluation, dieser ganze bürokratische Mist ist meine Idee?“

Aufzug
„Ich habe die Nazis überstanden, ich habe das Exil überstanden, ich habe die Rückkehr nach Wien überstanden, ich überstehe Wien und die Zumutungen des Alters jeden Tag aufs Neue, aber ob ich den heutigen Abend überstehe?“

Comeback
„Guido-Duvall-Blick wegmachen, Doktor-Markus-Blick anknipsen. Funktionierte noch immer, und auch das Doktor-Markus-Lächeln.“

Kostkinder
„Und ihre Eltern waren erst recht durch, durch die Kostkindkindheit, und hatten mit ihrer kargen Bergbauernexistenz fünf Kinder in die Welt gesetzt. Und durch den Literaturbetrieb, da musste man ja auch erst durch.“

Windeldiskurs
„Ihre größte Angst war … ja … nun … eine Spießerin zu werden! Wo sie die Spießer immer nur in den anderen gesehen hatte. Spießer, das sind nicht die anderen, das bist du selber!

Volkshochschulleitbildbeauftragter
„Die Realität sieht leider so aus, dass an der Volkshochschule nordkoreanische Verhältnisse herrschen. Keiner macht den Mund auf aus Angst, seinen Job zu verlieren.“

Tod
„Der Horror Vacui begann ihn zu beschimpfen, und dessen großer Bruder boxte ihn in die Rippen. Verraten hast du mich, sagte der Horror Vacui, betrogen.“

Traum
„Er hatte zwischen sechzehn und zwanzig den ganzen Chandler gelesen, hatte aber nichts genutzt. Auch die Bogart-Filme nicht.“

Ehrengrab
„Gut, er fühlte sich noch immer alt und hatte außer zweihunderteinunddreißig Folgen Doktor Markus bislang kaum bleibende Spuren auf Erden hinterlassen.“