VOLLTEXT 2/2024

9,90

Mit Beiträgen von Clemens J. Setz, Alexander Kluge, Arno Geiger, Thomas Stangl, Ronya Othmann, Elias Hirschl, Esther Kinsky, Alice Munro, Andreas Maier, Philipp Schönthaler, Ilma Rakusa, Paul-Henri Campbell, Olga Martynova, Frieda Paris, Alexandru Bulucz, Radmila Petrović, Felix Philipp Ingold, Anšlavs Eglītis, Klaus Kastberger, Jan Strümpel und Birgit Birnbacher.

Umfang: 76 Seiten
Format: PDF
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Beschreibung

Das kann nicht anders als gut ausgehen
Clemens J. Setz über Rainer Maria Rilke

Oppenheimers Überschreitung
Philipp Schönthaler über die Lyrik des „Vaters der Atombombe“

Die Bewohner von Château Talbot
Von Arno Geiger

Minimale Signale
Von Thomas Stangl

Textverarbeitung
Von Ronya Othmann und Elias Hirschl

Ohne Vorbild
Esther Kinsky über Dolores Prato

Liebes Leben
Eine Erzählung von Alice Munro

Neulich
Von Andreas Maier

Lyrik-Logbuch
Von Ilma Rakusa und Paul-Henri Campbell. Mit Gedichten von Olga Martynova, Frieda Paris, Alexandru Bulucz und Radmila Petrović

Grenzgänge der Literatur (IX)
Von Felix Philipp Ingold

Aus dem Maschinenraum der Kunst
Materialien & Texte aus Alexander Kluges sieben Körben

Schwäbisches Capriccio
Von Anšlavs Eglītis

Antifaschist, grosso modo
Klaus Kastberger im Gespräch über die historisch-kritische Ausgabe der Werke Ödön von Horváths

Bereinigt vom Unnötigen
Lektürenotizen von Birgit Birnbacher

Aktuelle Webinare
Exposés / Drehbücher / Literaturkritik / Selfpublishing

Aus der Werkstatt des Lektorats
Von Jan Strümpel

Preis-Telegramm

Ausstellungen & Festivals

Impressum


 

ZITATE

„Ja, ich glaube, das größte Mysterium ist das der Freiwilligen. Für medizinische Versuche finden sich bekanntlich immer, egal um was es geht, genug menschliche Freiwillige, man müsste eigentlich gar nie Tiere verwenden. Und doch ist einem, ist uns, diese Tatsache irgendwie unheimlich, und wir greifen lieber doch auf die Tiere zurück, die ihre Einwilligung nicht geben können. Der deutsche Kannibale Armin Meiwes erhielt, wie man weiß, gleich mehrere Angebote von Männern, die sich von ihm verspeisen lassen wollten. Und ein japanischer Kannibale erhält sogar heute, viele Jahre nach seiner ersten Tat, regelmäßig Anfragen von Mädchen, die von ihm getötet und gegessen werden wollen. Er lehnt sie alle brav ab, und diese Mädchen leben weiter, melden sich aber nach ein zwei Jahren wieder, um zu erfahren, ob er sich inzwischen umentschieden hat.“ – Clemens J. Setz

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„Ein erotisches Gedicht, das aus dieser Zeit erhalten blieb, handelte von einer Frau in einem Cape aus glattem Seehundfell, an ihren Schenkeln leckten laue Wellen. Als Student lebte Oppenheimer zurückgezogen, fiel allenfalls durch seine Eigenheiten auf. Er ernährte sich von Schokolade, Artischocken, Bier oder Tee, den er zeremoniell in einem russischen Samowar aufbrühte; zum Lunch beträufelte er einen Erdnussbuttertoast mit Schokoladensirup.“ – Philipp Schönthaler

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„Dieselben Jungen, die mir immer die rhetorische, aber bedrohliche Frage gestellt hatten, ob ich ficken wollte, waren jetzt genauso wild darauf, Geld zu verdienen, wie ihre älteren Brüder wild darauf waren, zum Militär zu gehen.“ – Alice Munro

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„Wenn die Gesellschaft selber das Groteske annimmt, wird das Groteske sich wieder anders äußern müssen.“ – Alexander Kluge

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„Er sah, wie die Schatten der Wipfel wie schwere dunkle Fetzen auf eines der niedlichen Häuschen nach dem anderen fielen. Das erinnerte ihn an die Lage im Osten, wo Kurland immer weiter zusammenschrumpfte und sich die Finsternis aus dem Osten auf einen europäischen Staat nach dem anderen herabsenkte. Nach einer Weile waren nur noch die weißen Kirchtürme zu sehen, bis auch sie verschwanden. Damit war auch der letzte Rest von Drusts’ guter Laune verflogen. Er war in der Fremde seltsam empfindlich gegenüber manchen ganz alltäglichen Dingen geworden. Ein Fenster, das langsam beschlug, ein Holzscheit, das nach und nach von Flammen verzehrt wurde, selbst Zuckerkörnchen, die in einer Teetasse zergingen, ließen in ihm plötzlich heftige Gedanken über die Vergänglichkeit aufkommen.“ – Anšlavs Eglītis

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„Es gibt einen von Csokor aus dem Gedächtnis rekonstruierten Brief Horváths, von dem später in einem ganz anderen Bestand zufällig das Original aufgetaucht ist, und man sieht – die beiden Texte haben gar nichts miteinander zu tun! Abgesehen davon entsteht in diesem Briefwechsel mit Csokor auch der Eindruck, dass Horváth fast die ganze Zeit zwischen 1933 und 1936 in Henndorf in Salzburg verbracht hätte und nicht im deutschen Reich. Auch das ist falsch. Horváth war sehr wohl in Deutschland und ist auch immer wieder nach Berlin gefahren, um zu sehen, ob ein Leben dort für ihn doch noch möglich wäre.“ – Klaus Kastberger