VOLLTEXT 2/2019

5,90

Mit Beiträgen von Frank Witzel, Sibylle Lewitscharoff, Teresa Präauer, Alexander Kluge, Clemens J. Setz, Arno Geiger, Norbert Gstrein, Susanne Schleyer, Andreas Maier, Felix Philipp Ingold, Michael Braun, Paul-Henri Campbell, Fatima Naqvi, Uwe Schütte, Dieter Bandhauer, Anton Thuswaldner und Anne-Catherine Simon.

Umfang: 76 Seiten
Format: PDF
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Beschreibung

Ann Cotten © Susanne SchleyerSchriftstellerei im Werbegeschäft
Felix Philipp Ingold zur Bildpolitik des aktuellen Literaturbetriebs

Norbert Gstrein © Heike Huslage-KochAm Rio Grande
Von Norbert Gstrein

Aleister Crowley © Arnold GentheDer Untergrund des Abendlandes
Uwe Schütte über den englischen Magier, Okkultisten und Romancier Aleister Crowley

Die Nibelungen - Fritz LangEine Blutsauerei ohnegleichen
Sibylle Lewitscharoff über das Nibelungenlied

Samuel Beckett © Jerry BauerLöcher im Papier öffnen sich und ziehen mich tief hinein
Dieter Bandhauer über Becketts Briefe

Die Bewohner von Château Talbot
Von Arno Geiger

Alexander Kluge – Geschichte zu "Verjugendlichung"Geschichten zu „Verjugendlichung“
Texte und Materialien aus Alexander Kluges sieben Körben

Thomas Gottschalk liestPräauer streamt
Gottschalk liest?

Neulich
Andreas Maier über Digital Detox

Friedrich Gerstäcker © Franz HanfstaenglDer Amerika-Enthusiast
Zu Recht vergessen: Fatima Naqvi über Friedrich Gerstäcker

Franz Michael Felder © Felder ArchivBesuch am eigenen Grab
Arno Geiger über Franz Michael Felder

Uneigentliche Verzweiflung
Aus dem Metaphysischen Tagebuch von Frank Witzel

Clemens Setz © Max ZerrahnSchnee in Hernals
Aus dem Tagebuch von Clemens J. Setz

Koleka Putuma © Mawande SobethoWie man Leichen im Keller verscharrt
Paul-Henri Campbell über die Poesie der Dichterin* Koleka Putuma

Nikolai Konov © Susanne SchleyerSchleyers Fotojournal

Lyrik-Logbuch
Mit Eintragungen zu Gedichten von Franz Josef Czernin, Trinidad Gan, Tomasz Różycki und Wilhelm Bartsch

Anne-Catherine Simon © Clemens FabryFragebogen: Anne-Catherine Simon
Zum Stand der Literaturkritik heute

Preis-Telegramm
Jüngst vergebene Literaturpreise, ihre Dotierung und die Jury dahinter

 

ZITATE aus VOLLTEXT 2/2019

 

Das allseits begradigte Autorbild findet seine Entsprechung in einer mehrheitlich gleichermaßen begradigten Prosa- und Lyrikproduktion.

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Dass namentlich Pynchon den Literaturnobelpreis, für den er seit Langem als Kandidat im Gespräch ist, noch immer nicht zuerkannt bekommen hat, liegt sicherlich am unklaren Status seiner Autorschaft.

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Die Rezeption gedruckter Texte ist mehrheitlich nicht durch deren Qualität bestimmt, sondern durch das Image ihrer Urheber, etwa als „Wortführer“, „Spitzenautor“, „Experte“, „genialer Debütant“ oder „bewährter Klassiker“..

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Im Unterschied zu Autorinnen, die mit Offenheit, attraktiver Haltung und einladender Gestik für sich einnehmen sollen, dürfen Autoren im Bild durchaus ernst, verschlossen, sogar abweisend sein.

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„Die Patienten sind nur gut, um uns leben zu lassen, und sie sind Stoff zum Lernen. Helfen können wir ihnen ja nicht.“

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Selbst Freud war schon recht bald klar, dass es in der Psychoanalyse um keine „talking cure“, sondern eine „writing cure“ geht.

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Freud: „Die Patienten sind ein Gesindel“

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Wenn es hieße: „Das Schwimmen, das Schwimmen ist eine Himmelsmacht“, wären die meisten Schwimmer schon jämmerlich abgesoffen.

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Lässt sich nicht vielleicht auch der Satz, dass sich immer alles um Sex dreht, außer beim Sex, auf die Metaphysik anwenden?

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So ist Arno Schmidt, behauptet der Beobachter Hans Dieter Müller, der ihn am 3. November 1962 besuchte, im Alter von zehn, allenfalls zwölf Jahren im Kontext seiner Schulklasse (wie in einem Dornröschenschloß) seelisch petrifiziert und in dieser Ausstattung dann älter geworden: ein JUNGATHLET DER PHILOLOGIE

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Von Th. W. Adorno weiß man, daß er es während seiner gesamten Lebenszeit ablehnte, sich zu einem „erwachsenen Mann“ zu entwickeln. Er bezweifelte nicht nur, sondern dementierte überhaupt, einer bestimmten geschlechtlichen Gattung anzugehören; lieber wollte er sich „polymorph pervers“ nennen lassen.

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Wieso spricht man eigentlich in Bezug auf das Schreiben von einer Arbeit? fragte er sich. Es ist eine Sucht und ein Trost.

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Wir nehmen am Wissen der Gorillas nicht teil.

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Diese Manteltiere sind langweilig als adulte Tiere. Da sitzen sie am Boden, strudeln vor sich hin und tun nichts Gescheites.

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Das Georgia-O’Keeffe-Museum hatte geschlossen gehabt, und darüber war ich nicht unglücklich gewesen, weil ich auf Bilder in Museen zunehmend mit der gleichen Abwehr und der gleichen Traurigkeit reagierte wie auf Raubtiere im Zoo.

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Begleitet von einem schwarzen Geländewagen fuhren sie mit ihren schweren Maschinen am helllichten Tag vor einem Restaurant vor und drehten zur offensichtlichen Provokation von zwei Polizisten im Stehen das Gas auf.

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Ich hatte keine Ahnung, wie über die Grenze zu schreiben wäre, zwischen Peter Handke in seiner bosnischen Phase, Claas Relotius und vielleicht Heribert Prantl als Maßstab der Maßstäbe in punkto Moral. .

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Crowley war nicht nur Extrembergsteiger und Schachmeister, Großwildjäger und Geheimdienstzuträger, er schuf auch bemerkenswerte Gemälde und verfasste eine beachtliche Zahl an Büchern.

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William Somerset Maugham fand seinen Landsmann zwar sofort unsympathisch, konnte sich dessen Ausstrahlungskraft aber nicht ganz entziehen. Crowley sei „a fake, but not entirely a fake“.

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Um sein spirituelles Zentrum zu propagieren, schrieb Crowley seinen zweiten Roman „The Diary of a Drug Fiend.“ Das Buch entstand in nur 27 Tagen.

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Die Einheimischen beobachteten den Mix aus sex, drugs und magick samt der Nacktbaderei mit großer Empörung.

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Meine Frau kam irgendwann zurück, und als ich neben ihr saß und las, fragte sie: Was machst du denn da? Ich sagte, ich schneide Seiten auf.

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„Die Brüder Karamasow“ lesen sich  erstaunlich schnell, wenn man mal kein Internet hat.

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Beckett: „Arbeite Du bis zum Umfallen, schlaf um jeden Preis und überlaß den Rest dem Fluß, der Dich weiterträgt und Dir andere, glückliche Tage bringt.“

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„Es gibt auch ein französisches Mädchen, das ich mag, leidenschaftslos, und das sehr gut zu mir ist. Das Spiel wird nicht überreizt.“

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„Der große Minetti, den ich neulich als Marat in dem Weiss-Stück so glänzen sah, als Pozzo unglaublich daneben – und störrisch“.

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„In meinem alten Schädel geht nichts mehr. Der Kadaver schleppt sich bergauf und bergab. Ein halb geschlossenes Auge folgt ihm von fern.“

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Aus der Pariser Bibliothèque nationale wurden mehr als zwei Millionen Titel noch überhaupt nie entliehen.

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Ein gewaltiges Werk, und es verursachte keinen Wirbel.

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Wenn ich es nicht packe, kann ich nicht davon ausgehen, dass meine Zuhörer das packen, also bin ich auf deren Seite und nicht auf der Seite der FAZ.

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Moderne Interpretationen neigen dazu, den Konflikt zwischen Brünhild und Kriemhild als Zickenkrieg zu deuten. Das ist absurd.

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Queen Elizabeth II. mag bei Verstößen gegen das, was das höfische Zeremoniell vorschreibt, not amused sein, ein Krieg, der einige tausend Männer das Leben kostet, wird daraus aber gewiss nicht.

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Wir mögen ein kitzlig-nonchalantes Vergnügen am Schwerterklirren und an den Blutfontänen, die aus zerbrochenen Rüstungen springen, gehabt haben. Wir hatten gedacht, Enthauptungen mit dem Schwert gehörten der Vergangenheit an.

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Der „seßhafte Ackerbauer“ und der „handeltreibende Seemann“, wissen Rat. Sie sind für Benjamin die Grundtypen im „Reich der Erzählungen“.

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