1.
Meena Kandasamy: Schläge. Ein Porträt der Autorin als junge Ehefrau
Roman. Aus dem Englischen von Karen Gerwig.
CulturBooks. 264 Seiten. € 22,00
Eine junge angehende Autorin heiratet. Ihr Ehemann ist Marxist und ein berühmter Intellektueller. Was folgt, ist verbale, physische und sexuelle Gewalt. Kandasamy liefert ein vielschichtiges Drehbuch von ehelichem Missbrauch – und schenkt ihrer Heldin die Kraft, sich frei zu schreiben: mit den Waffen der Literatur. – Claudia Kramatschek
2.
Young-Ha Kim: Aufzeichnungen eines Serienmörders
Roman. Aus dem Koreanischen von Inwon Park.
Cass Verlag. 152 Seiten.€ 20,00
Nach Jahren im Ruhestand muss ein mehr oder minder dementer Serienkiller nochmals aktiv werden, um seine Tochter zu retten; der Roman besteht aus den Notizen, die er sich macht, um den Überblick zu behalten. Oder ist alles ganz anders? Ein funkelndes Kleinod mit explosiver Wirkung – brillant! – Ulrich Noller
3.
Jeremy Tiang: Das Gewicht der Zeit
Roman. Aus dem Englischen von Susann Urban.
Residenzverlag. 304 Seiten. € 24,00
Ein unerklärter Krieg hat die Familie in alle Winde versprengt. Jeremy Tiang fügt Schicksale aus drei Generationen wie Mosaiksteine zusammen. Pointiert und fesselnd erzählt der Singapurer von Kämpfen um die Unabhängigkeit in den 50er und 60er Jahren. Manches Massaker hallt noch im Oxford der Gegenwart nach. – Jörg Plath
4.
Wilma Stockenström: Der siebte Sinn ist der Schlaf
Roman. Aus der englischen Fassung von J. M. Coetzee übertragen von Renate Stendhal.
Verlag Klaus Wagenbach. 160 Seiten. € 18,00
Eine ehemalige Sklavin hat sich am Ende ihres Lebens ins Innere eines Baobab zurückgezogen und blickt auf ihr Leben im Besitz verschiedener Herren zurück. Mit angehaltenem Atem verfolgen wir den Weg der Ich-Erzählerin durch ganz Afrika in Zeiten von Sklavenhalterei und -jägerei. Meisterhaft erzählt. – Anita Djafari
5.
Eliot Weinberger: Neunzehn Arten Wang Wei zu betrachten
Aus dem Englischen von Beatrice Faßbender, mit einem Nachwort von Octavio Paz.
Berenberg Verlag. 112 Seiten. € 18,00
Ein 1200 Jahre alter Vierzeiler von Tang-Dichter Wang Wei. Er erzählt von Berg, Wald und Abendsonne und von Menschenstimmen, die aus der Ferne vernehmbar sind. Auch die (mehr als) neunzehn Übersetzungen klingen wie ein Echo am Berg. Herrlicher mehrstimmiger Widerhall. Denn: Wang Wei hat gerufen! – Katharina Borchardt
6.
Hernan Ronsino: Cameron
Novelle. Aus dem argentinischen Spanisch von Luis Ruby.
Bilgerverlag. 91 Seiten. € 19,00
Die Zeit nach der Junta in der argentinischen Pampa. Ein Mann mit Holzbein steht unter Arrest, fühlt sich verfolgt. Er erheischt Mitleid, bis sich die Wahrheit herausstellt. Wo Gerechtigkeit versagt, droht Rache. Erschütternd und erhellend. Abstoßend und mitreißend. – Ruthard Stäblein
7.
Cai Jun: Rachegeist
Roman. Aus dem Chinesischen von Eva Schestag.
Piper. 512 Seiten. € 16,00
Was für ein wahnwitziges Buch aus der VR China. Ein Thriller, der vor Plot-Freude fast explodiert. Ein deliranter Step-Tanz auf der Linie zwischen Kriminal- und Phantastischer Literatur. Das „neue China“ – korrupt, brutal, gierig und gewalttätig. Faszinierend und explosiv. – Thomas Wörtche
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Die Weltempfänger-Bestenliste erscheint vier Mal im Jahr und empfiehlt jeweils sieben Neuerscheinungen aus Afrika, Asien, Lateinamerika und der arabischen Welt.
Die Jury: Ilija Trojanow (Vorsitz), Katharina Borchardt, Anita Djafari, Andreas Fanizadeh, Claudia Kramatschek, Ulrich Noller, Jörg Plath, Ruthard Stäblein und Thomas Wörtche
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