Presseschau – 29. Januar 2024

David Grossman / Witold Gombrowicz / John Sanford / Iwan Schmeljow / László Krasznahorkai / Diane Oliver / Michael Köhlmeier …

Online seit: 29. Januar 2024

NZZ
«Es gibt keinen anderen Weg, als zu versuchen, zwischen uns und der Hamas eine Art Dialog herbeizuführen»: Der israelische Schriftsteller David Grossman spricht das noch fast Undenkbare aus
Auf das Massaker der Hamas im vergangenen Oktober hat David Grossman mit erstaunlichen Beiträgen reagiert. Zugleich erweisen sich frühere Texte als prophetisch. Nun kann man sie in einem schmalen Sammelband nachlesen.

NZZ
Gigant der indianischen Literatur: Der Pulitzerpreisträger N. Scott Momaday stirbt im Alter von 89 Jahren
Seine Vorstellung von dem, was Literatur soll und kann, grenzte ans Absolute: Sie sollte zum eigentlichen Medium indianischer Identität werden. N. Scott Momaday hat diese Vorgabe überzeugend umgesetzt.

NZZ
Polens verrücktester Dichter: Witold Gombrowicz’ Bücher besitzen anarchische Kraft
Der Erzähler in den umwerfenden Werken des polnischen Modernisten (1904–1969) schaltet und waltet in seinem Reich nach Gutsherrenart. Jetzt erscheint eine Werkausgabe.

NZZ
„Im Dialäkt wird aus geng läbiger“
Trotz schwerer Lese- und Schreibschwäche: Der Bieler Autor Sebastian Steffen legt mit „I wett, i chönnt Französisch“ einen grandiosen Rollenmonolog vor.

FAZ
Eine finstere Gemeinschaft
In der amerikanischen Literatur sind jüngst viele Entdeckungen gemacht worden. Nun wird mit John Sanfords „Die Menschen vom Himmel“ von 1943 ein erstaunliches Buch erstmals ins Deutsche übersetzt.

FAZ
Sylvain Tesson verteidigt sich
Seit zwei Wochen tobt ein Streit um die Ernennung von Sylvain Tesson zum Schirmherren eines Literaturfestivals. Nun hat sich der Schriftsteller erstmals selbst geäußert.

FAZ
Die Autistin
Clara Törnvall wurde erst mit 42 Jahren als autistisch diagnostiziert. In ihrem Buch erzählt sie davon, wie schwer es ist, als Frau eine auf Männer ausgerichtete Diagnose zu bekommen. Am besten ist das Buch aber dort, wo es gar nicht um Autismus geht.

FAZ
Jetzt muss Polt wirklich weinen
Er schrieb Kinderbücher, Reiseliteratur und die berühmten Kriminalromane um den Gendarmerieinspektor Simon Polt. Jetzt ist Alfred Komarek mit 78 Jahren gestorben.

Die Furche
Einblick in die Hölle
In seinem Roman „Der Toten Sonne“ schildert der russische Literat Iwan Schmeljow die Gräueltaten der Bolschewiki zu Beginn der 1920er Jahre auf der Krim ‒ eine Lektüre, die schon Thomas Mann Mut abverlangte.

Die Welt
„Auch in der Hierarchie des Bösen gibt es eine Rangordnung“
Kritiker der Regierung Netanjahu führen gerne an, dass auch israelische Stimmen den Krieg kritisieren. Der linksliberale Schriftsteller David Grossman fragt in seinen Essays: Wer ist für die Zerrissenheit der israelischen Gesellschaft verantwortlich?

Die Presse
Aurora Venturini hat immer nur über ihre eigene monströse Familie geschrieben
In „Wir, die Familie Caserta“ erzählt Aurora Venturini von einer grotesken, verstörenden Heldinnenreise. Völlig zu Recht wird die argentinische Autorin gerade wiederentdeckt.

Die Zeit
„Da würde ich gerne mitmachen!“
Eine TV-Serie zeichnet Kafkas Leben nach. Daniel Kehlmann verfasste das Drehbuch.

Die Zeit
Der Söldnerchef im Goldrahmen
Der Genfer Daniel de Roulet erforscht in seinem neuen Roman die eigene Familiengeschichte.

Tagesspiegel
Threads füttern, Literatur für die ChatGPT-Generation produzieren
Wie man die Denk- und Produktionsweise einer KI täuschend echt imitiert: Der junge österreichische Schriftsteller Elias Hirschl hat einen lustig-unterhaltsamen Roman über die Angestellten einer Content-Creator-Firma geschrieben.

Frankfurter Rundschau
Ach, das tut ihr aber leid
„Stunde um Stunde“, ein rasanter Thriller von Candice Fox.

Frankfurter Rundschau
Beschwörerin der Normalität
Die österreichische Schriftstellerin Ilse Helbich ist gestorben.

Süddeutsche Zeitung
Wenn Kafka heute schriebe
Womöglich läsen sich seine Geschichten dann wie die des Ungarn László Krasznahorkai: Genial monomanisch handeln die von der Flucht in den Stillstand und von der Sehnsucht, sich allem zu verweigern.

Süddeutsche Zeitung
Untrügliches Gespür
Gert Westphal und Bruno Ganz lesen Kafka. Bjarne Mädel liest Maxim Znaks Erzählungen aus einer russischen Strafkolonie. Johannes Steck die „Renteninformation 2022“. Neue Hörbücher.

Stuttgarter Zeitung
Allein unter Weißen
Die in dem Band „Nachbarn“ erstmals versammelten Kurzgeschichten der viel zu jung gestorbenen afroamerikanischen Autorin Diane Oliver sind ein kleines Literaturwunder.

Der Standard
Michael Köhlmeier verfrachtet Lenin auf ein Sonnendeck
Der Roman „Das Philosophenschiff“ ist ein Schelmenstück des Vorarlbergers, das nicht nur dem Gründer der Sowjetunion voller Hintersinn „huldigt“

Der Standard
Als ein ganzer Landstrich zum unvorstellbaren Bloodland wurde
Helmut Rizys Roman „Hasenjagd im Mühlviertel“ erzählt vom Februar 1945 und von der grausamen Mittäterschaft der Bevölkerung. Der Roman liegt jetzt neu auf

Der Standard
In Elias Hirschls „Content“ sind alle auf Hochtouren digital verloren
Der Autor ist seit seinem Roman über die Kurz-ÖVP ein Star. Nun geht es um die wirtschaftlichen, politischen, menschlichen Abgründe der digitalen Welt

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