Irmgard Keun: Das kunstseidene Mädchen
Der Titel und der Vorname der Autorin klingen so sehr nach alter Welt, dass ich das Buch ohne äußeren Anlass nie gelesen hätte. Auf Seite 12 lachte ich zum ersten Mal. Der Verlobte der Icherzählerin (sie hat ihn 300 Mal ohne Unterhose gesehen, mindestens) beendet die Beziehung mit folgenden Worten: „‚Wenn ein Mann heiratet, will er eine unberührte Frau, und ich hoffe, meine kleine Doris …‘ und sprach so gesalbt, als wenn er eine ganze Dose Niveacreme aufgeleckt hätte.“ Dieses Buch macht gute Laune. Welch Sprach- und Beobachtungswitz. Man hört eine Stimme, die ganz da ist. Und die trifft. Die Erzählerin spricht eben nicht, wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Doris ist eine originelle, scharfsinnige Mädchenerfindung, eine Irreführung, ein geheimer Witz: Erst geht man ihr auf den Leim, doch je tiefer man in die Welt des Romans eintritt, umso klarer wird, dass das naive Mädchen nicht einfach „das Mädchen“ ist. Doris ist eine Frau, die uns weibliches Begehren unter den Bedingungen der frühen 30er-Jahre in Deutschland vorerlebt. Die auslebt, was sie fühlt, auf die Schnauze fällt, sich aus den Widersprüchen zwischen Liebe(n), Erwartungen an sich selbst und andere, weiblicher Körperlichkeit und Abhängigkeit nicht befreien kann. Doch zunehmend zerlegen sich diese Kategorien selbst. Bissig und präzise, und schon ist man gefangen. Eine der frischesten und lebendigsten Ichstimmen der deutschsprachigen Literatur: voilà!
***
A.L. Kennedy: Gleißendes Glück
Umwerfend, fast im wörtlichen Sinn. Ein Buch, auf das ich immer wieder zurückkomme. Auf Englisch. Eine Frau – und wie sie aufwacht, ihr eingerichtetes Leben verlässt. Sie: Mrs. Brindle. Anfangs liegt sie in ihrem Wohnzimmer auf dem Boden und sieht ihn, Mr. Gluck, im Fernsehen. Er: Gefühls- und Intimitätsexperte. Sie: verheiratet
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