Präauer streamt: „Keine Party“ von Deichkind

„Gegenwartssprech und Internetmemes, Standardfloskeln zwischen Aufregung und Abgeklärtheit aus dem diskursiven Repertoire der Social Media“

Online seit: 20. Mai 2020
Deichkind, Lars Eidinger
Bemerkenswerte Konsequenzen hat das keine.

Es gibt in diesem vierminütigen Musikvideo nicht weniger als 59 Schnitte. Die Figur im Vordergrund bleibt dabei immer dieselbe. Sie tanzt weiter, als würde sie ohne Unterbrechung tanzen, als wäre die Szenerie bloß ein Bluescreen, auf den jede beliebige Umgebung projiziert werden könnte, ohne dass die Veränderung derselben eine wesentliche Veränderung des handelnden Akteurs mit sich brächte. Er tanzt, und er tanzt wie ein Hampelmann auf Speed, ein hyperaktives Raver-Kid, die Kopfhörer auf den Ohren, mit kräftigem Trotz die Beine in den Asphalt stampfend, ohne dabei je den Rhythmus zu wechseln.

Bemerkenswerte Konsequenzen hat das keine, kaum einer dreht sich um, kaum einer schaut, keiner tanzt mit, keiner regt sich auf, es ist ja Berlin. Und könnte auch jede andere Stadt sein, wo die Gestaltung urbaner Räume nach dem Funktionsprinzip vom Quadratmeter als Nutzfläche betrieben wird. All diese Orte des Verweilens und Passierens sind vor dem Reclaiming durch Straßentanz