Präauer streamt

Mady Morrison: Yoga, Fitness, Lifestyle

Online seit: 31. Juli 2020
Teresa Präauer streamt Mady Morrison
Wir haben so viel an Aggression geparkt in unseren Herzen …

„Hallo, ihr Lieben. Ich bin Mady, und ich freue mich, dass ihr heute wieder eingeschaltet habt“, sagt Mady am Anfang jedes ihrer Videos. Mady Morrison ist dreißig Jahre alt, sie lebt in Berlin und produziert Yoga- und Fitnessvideos, in denen sie Übungen vorzeigt, die man zu Hause auf der Matte vor dem Computer nachmachen kann. Dabei erklärt sie die einzelnen Bewegungsabläufe ruhig und verständlich, benutzt nicht zu viele und nicht zu wenige Worte, und manchmal hat sie nebenbei sogar einen kleinen Witz parat. Nur selten geht es ihr um Erleuchtung. Aber doch darum, dass wir im Turnen unser Blickfeld erweitern bei gleichzeitigem Hineinlauschen in uns selbst.

Dass dabei nichts als ein bloßes Gurgeln zu hören sein könnte, liegt nicht an Mady. Es liegt an mir, an dir, an uns oder an euch. Das Blut rauscht durch unsere Köpfe und spült die Gelassenheit fort. Wir haben so viel an Aggression geparkt in unseren Herzen, in unseren Bäuchen, und wir tragen sie schwer auf unseren Schultern. Das belastet uns und macht uns müde. Im Livestream von Servus TV habe ich neulich eine Reportage gesehen, Groß im Alltag, da stattet der sympathische, stets friedlich gestimmte Moderator David Groß der Box-Union Favoriten einen Besuch ab. „BUF“ steht auf den T-Shirts der jungen Boxer. BUF, ich will auch boxen, aber ich mache derweil noch Yoga.

Mady bietet auf ihrem YouTube-Kanal um die hundertfünfzig Videos in unterschiedlicher Länge an: fünfzehnminütige Workouts, einstündige Vinyasa-Flows, Atemübungen, Meditation, Muskelaufbau, Krafttraining, Entspannung. „Tief einatmen, lange ausatmen, wir fließen!“, beschwört uns ihre Stimme aus dem Off. Im Vordergrund ist immer Mady, in cooler Fitnesskleidung, eher lässig, hippiemäßig, aber auch urban, mit Style und Understatement. Manchmal trägt sie coole Zopffrisuren, meistens einen sehr hohen Dutt oder Knoten. Mady selbst ist klein und drahtig, muskulös und unglaublich kraftvoll, fast wie eine Akrobatin. Wenn sie die „Krähe“ vormacht, also eine Art von Unterarmstand, bei dem man seine Oberschenkel an den Armen aufstützt, ohne mit den Füßen den Boden zu berühren, kräht es einem geradezu in den Ohren beim Versuch, diese höchst anstrengende Übung nachzuturnen.

Den Hintergrund für Madys Bewegungsabfolgen auf der Yogamatte bilden diverse Innenräume mit Hang zum Interior. Schöne Fenstersimse, modische Sofagarnituren, ein Bild an der Wand, sophisticated, ein schlafender Hund auf einer grauen Wolldecke daneben. Gern ist Mady aber auch auf Reisen, auch das zur Horizonterweiterung, wie sie uns wissen lässt: einmal auf Bali, ein andermal im Joshua Tree National Park in Kalifornien. Manchmal ist sie so glücklich, dass die Pferde mit ihr durchgehen. Sie schwärmt dann vom Leben, sie liebt ihren Freund, sie mag die Natur, sie respektiert das, was uns umgibt. Nach jeder Yoga-Einheit rollt sie sich „genüsslich“ ein oder auf, sie „schenkt“ uns ein Lächeln, sie setzt Küsschen auf ihre Fingerspitzen und wirft sie der Kamera und uns entgegen, sie winkt und sagt: „Bis zum nächsten Mal!“. Sei aufmerksam mit dir selbst, schenk dir auch selbst ein Lächeln, gönn dir diese tiefe Entspannung, nimm dies und das mit in den Tag. Und sag dir einmal selbst, wie gern du dich hast.

Mady hat sich selbst wahrscheinlich wirklich gern. Sie erlaubt sich