Die neuen Klassiker

Sebastian Guggolz über „Instantklassiker“ zwischen literarischer Überzeugungskraft und Verlagsmarketing.

Online seit: 26. Februar 2024

Wer oder was ein literarischer Klassiker ist, muss eigentlich gar nicht genauer bezeichnet werden. Denn das versteht sich gewissermaßen von selbst. Als Klassiker gelten die Autoren und Autorinnen oder ihre Bücher, die allgemein bekannt und anerkannt sind und die in jedem Kanon auftauchen. Die, über die man gar nicht mehr diskutieren muss, die man nicht einmal gelesen haben muss, um sie zu kennen. Klassisch kann fast alles sein, was als typisch oder als traditionell verstanden wird: Es gibt klassische Musik, klassische Fischsuppe, klassische Abendgarderobe, klassische Fußballduelle, klassische Beziehungsmodelle und noch vieles Klassisches mehr. Klassisch beschreibt, was sich durchgesetzt hat. Was sich über sich wandelnden Zeiten bewährt hat und verdichteter Ausdruck einer bestimmten historischen Phase ist. Es bezeichnet das, worauf sich viele Menschen mit verschiedenen Perspektiven einigen und berufen können.

Klassiker aus dem Nichts

Seit einigen Jahren ist zu beobachten, wie bisher unbekannte literarische Neu- und Wiederentdeckungen schon bei Wiederveröffentlichung von den Verlagen zu Klassikern ausgerufen werden. Diese Autoren und Autorinnen kommen mit ihren Büchern aus dem Nichts, aus dem Vergessen und Nichtbewussten, und werden als Instantklassiker plötzlich als Referenzpunkt herangezogen, gelten als exemplarisch für die Gegengeschichte einer ganzen Epoche, als herausragendes Beispiel für