Lektorinnen und Lektoren sind nahezu unsichtbare Schattengestalten in der Entstehung von Literatur, obwohl sie oft einen erheblichen Anteil dazu beitragen. Wäre es nicht wünschenswert, mehr darüber zu wissen, wer da beständig an der Literatur mitformt? Mal erhascht man ihren Namen, wenn er sich in die Danksagung hinten im Buch verirrt hat, mal bekommt man sie zu Gesicht, wenn sie als Begleitung bei einer Preisverleihung auftauchen oder eine Lesung moderieren. Doch Außenstehenden bleibt oft unklar, was Lektorat überhaupt von Korrektorat unterscheidet. „Du findest also die Fehler?“ ist die häufigste Vorstellung von der Lektoratsarbeit. Ist auch nicht falsch: Fehler finden, grammatikalische, sprachliche und inhaltliche, ist ein wichtiger Teil der Aufgaben.
Doch beim Wunsch nach mehr Sichtbarkeit des Lektorats spreche ich von anderen Aspekten. Die Arbeit am Text ist das eine, das ließe sich auch mit einer Notiz im Impressum nachweisen. Das andere aber, das „Politischere“, ist die Filterfunktion, die Aufgabe, Texte und Autoren für ein Verlagsprogramm auszuwählen und damit zu entscheiden, welche Bücher überhaupt erscheinen. Diese Tätigkeit ist gestaltend, sie hängt von Expertise, individuellem Geschmack und der Vorstellung davon ab, was Literatur ist und sein sollte. Das kann, wie in meinem eigenen Verlag, das gesamte Programm aus einer Hand sein, das kann aber auch, wie bei meiner zweiten Arbeit im S. Fischer Verlag, einzelne Bereiche betreffen, denen die Programmleitung ihren Stempel mit ihren Entscheidungen aufprägt. Diese müssen mit Selbstbewusstsein getroffen werden, ästhetisch und auch politisch – im größeren Sinn wie auch auf Verlagsebene. Einzelne Personen sind dafür verantwortlich. Und warum sollen diese im fürs Publikum unsichtbaren Bereich bleiben?
Wer sichtbar wird, setzt sich Resonanz aus, positiver oder negativer. Wer unsichtbar bleibt, entzieht sich.
Sichtbarkeit (begrifflich unscharf auch: Transparenz) ist eine politische Kategorie, sie
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