Die renommierteste literarische Auszeichnung Frankreichs, den Prix Goncourt, hat Julien Gracq (1910–2007) einst souverän abgelehnt, und er hätte sicherlich auch den Nobelpreis zurückgewiesen, wäre er ihm denn – durchaus verdientermaßen – zuerkannt worden. Preise und andere Ehrungen für künstlerisches Tun verachtete er generell als nichtswürdigen, wenn nicht als beleidigenden Hokuspokus, von dem er im Übrigen auch das Rezensionswesen nicht ausnahm. Diese tiefsitzende Verachtung für zeremonielle und geschäftliche Umtriebe scheint schon früh zu den Triebkräften seiner höchst produktiven Schreibarbeit gehört zu haben, die insgesamt zehn Romane sowie rund ein Dutzend Prosa- und Essaybände erbrachte.
*
Niemandem blieb Gracqs erbarmungslose Polemik erspart – nicht seinen erfolgreichen Schriftstellerkollegen, nicht den mauschelnden Kritikern, auch nicht dem unbedarften Publikum: Ein starker Autor – Mallarmé als Beispiel – brauche nicht mehr (freilich auch nicht weniger) als fünfzig eingeschworene Leser, die ihm bedingungslos die Treue halten, konstatierte er, und starke Literatur sei in jedem Fall schwierige Literatur – Kennwort: „unübersetzbar.“
Das ist ein offenkundig elitärer Anspruch, doch Gracq hat konsequent daran festgehalten, ohne deshalb ins Abseits verwiesen zu werden. Er hatte die rare Chance, als unleidlicher Sonderling am Rand des Literaturbetriebs und fernab von irgendwelchen aktuellen Trends zu reüssieren, als ein Einzelgänger mit unverwechselbarer Statur und Stimme, der seinen Sonderweg so unbeirrt wie beispielhaft abschritt und dafür – stellvertretend für viele andere bemerkenswerte Einzelgänger, die unbeachtet blieben – reichlich Zuspruch erhielt: Als Autor wurde Julien Gracq zum exemplarischen Stellvertreter für alle „schwierige“ Literatur, die man unter seinem Namen pauschal subsumierte.
Ernst zu nehmen ist aber Gracqs sarkastischer Einwurf, ein starker, eben „origineller“ Autor könne nur werden, wer den Lyrikworkshop oder das Literaturinstitut „geschwänzt“ habe.
Doch durchwegs erfuhren seine Bücher respektvolle, obgleich nicht immer kompetente Anerkennung, es gab Nachauflagen, dazu auch zahlreiche Übersetzungen (vorab ins Deutsche und Russische), und noch zu seinen Lebzeiten
Dieser Beitrag ist nur für Abonnenten zugänglich. Bitte melden Sie sich in Ihrem Konto an, oder wählen Sie eines der drei unten stehenden Abos, um sofort weiterzulesen.
Das erfolgreichste, weil intellektuell beweglichste Literaturblatt unserer Tage*
– für den Preis von einem Espresso im Monat.
Förder-Abo
€ 9,00 / Monat
(Mindestlaufzeit: 12 Monate)
- Zugang zu allen Online-Beiträgen
- Printausgabe (4 Hefte / Jahr)
- E-Paper-Ausgabe (4 Hefte / Jahr)
- 300+ Online-Beiträge / Jahr
- Online-Leseproben und Vorabdrucke
- Zugang zu E-Paper-Ausgaben im Archiv
- Zugang zu ca. 2000 Beiträgen im Archiv
- Tägliche Presseschau
- Newsletter
- Novitäten-Telegramm
- Preis-Telegramm
- Ausschreibungen
- Ausgewählte VOLLTEXT E-Books
- Ausgewählte VOLLTEXT Specials
Digital
€ 2,00 / Monat
(Mindestlaufzeit: 12 Monate)
- Zugang zu allen Online-Beiträgen
- E-Paper-Ausgabe (4 Hefte / Jahr)
- 300+ Online-Beiträge / Jahr
- Online-Leseproben und Vorabdrucke
- Zugang zu E-Paper-Ausgaben im Archiv
- Zugang zu ca. 2000 Beiträgen im Archiv
- Tägliche Presseschau
- Newsletter
- Novitäten-Telegramm
- Preis-Telegramm
- Ausschreibungen
Print & Digital
€ 3,00 / Monat
(Mindestlaufzeit: 12 Monate)
- Zugang zu allen Online-Beiträgen
- Printausgabe (4 Hefte / Jahr)
- E-Paper-Ausgabe (4 Hefte / Jahr)
- 300+ Online-Beiträge / Jahr
- Online-Leseproben und Vorabdrucke
- Zugang zu E-Paper-Ausgaben im Archiv
- Zugang zu ca. 2000 Beiträgen im Archiv
- Tägliche Presseschau
- Newsletter
- Novitäten-Telegramm
- Preis-Telegramm
- Ausschreibungen
* Saarländischer Rundfunk
FAQ
Wie kann ich ein VOLLTEXT-Abonnement verschenken?
Sie können alle VOLLTEXT-Abonnements befristet oder unbefristet verschenken. Die Mindestlaufzeit beträgt ein Jahr. Danach kann das Abonnement auslaufen oder wahlweise durch die Schenkenden oder die Beschenkten verlängert werden.
–> Bestellinformationen
Was sind E-Paper-Ausgaben?
E-Paper-Ausgaben entsprechen 1:1 der gedruckten Zeitschrift. Abonnenten erhalten nicht nur Zugriff auf die jeweils aktuelle Ausgabe, sondern auch auf ältere Hefte im Archiv (gegenwärtig alle Ausgaben seit 2016).
Gibt es Kündigungsfristen?
Nein, Sie können das Abonnement jederzeit formlos per E-Mail oder Post kündigen.
Ich bin bereits Abonnent der Printausgabe und möchte Zugang zu den Online-Beiträgen, wie komme ich dazu?
Wenn Sie bereits über ein Online-Konto auf Volltext.net verfügen, können Sie mit Ihrem bisherigen Passwort auf die Beiträge hinter der Paywall zugreifen.
Ich kann die heruntergeladenen E-Paper-Ausgaben nicht öffnen.
Die E-Paper-Ausgaben sind mit einem Passwort geschützt. Informationen zum Passwortschutz finden Sie nach der Anmeldung auf der Startseite Ihres Online-Kontos.
Wo finde ich mein Online-Konto?
Am oberen, rechten Rand des Bildschirms finden Sie einen Link „Mein Konto“, über den Sie sich einloggen können.