PASCAL MATHEUS Der Politikstil von Angela Merkel wird oft damit erklärt, dass sie Physikerin sei. Was bedeutet es für einen Schriftsteller, Physiker zu sein?
DANIEL MELLEM Als Physiker habe ich beim Schreiben die Tendenz, Dinge zu strukturieren und Theorien zu entwickeln. Das hilft, gerade im Schaffensprozess. Aber der analytische Blick kann auch hinderlich sein. Denn in der Physik geht es oft darum, Widersprüche aufzulösen. Davon ausgehend ist es manchmal verführerisch, zu einfach zu denken. Das ist mir auch beim Schreiben am Roman passiert. Ich habe relativ schnell – wenn wir bei dem Begriff bleiben wollen – eine Theorie von Hermann Oberth entwickelt. Ich habe ihn als naiven Forscher gesehen, sympathisch, aber eben fern von der Welt, in der er lebt. Im Laufe der Arbeit am Roman musste ich feststellen, dass das zu einfach gedacht war. Oberth träumte von einer utopischen Zukunft, war aber gleichzeitig verhaftet in seiner nationalsozialistischen Gegenwart. Ein Widerspruch, den man nicht so einfach mit einer Theorie auflösen kann.
MATHEUS Warum wollten Sie lieber schreiben, als Wissenschaft zu betreiben?
MELLEM Ich habe sehr gerne Physik gemacht, sie fasziniert mich auch nach wie vor. Nach dem Abitur wollte ich das unbedingt studieren, wollte verstehen, was die Welt im Innersten zusammenhält, die Erkenntnis erweitern. Es ist aber so, dass das naturwissenschaftliche Arbeiten auch eine Verengung bedeutet. Denkprozesse sind deterministisch und logisch geprägt, inhaltlich konzentriert man sich schon bald auf ein sehr spezielles Forschungsthema. Die Literatur gibt mir die Möglichkeit, mich assoziativ mit ganz verschiedenen Themen auseinanderzusetzen, mich der Welt aus unterschiedlichen Richtungen zu nähern. Auch in Widersprüche reinzugehen, in Unschärfen, die Welt emotional zu begreifen. Diese Freiheit genieße ich sehr.
Eine Weltraumrakete erschien Anfang der 20er-Jahre undenkbar. In den 50er-Jahren aber war sie Lebensrealität geworden.
MATHEUS Wie kamen Sie darauf, über das Leben des Raketenwissenschaftlers Hermann Oberth zu schreiben?
MELLEM Bis vor fünf Jahren kannte ich Oberth gar nicht. Ich las damals über Fritz Langs Frau im Mond und bin dabei auf ihn gestoßen. Er hat mich sofort fasziniert. Er hat ein Leben voller
Dieser Beitrag ist nur für Abonnenten zugänglich. Bitte melden Sie sich in Ihrem Konto an, oder wählen Sie eines der drei unten stehenden Abos, um sofort weiterzulesen.
Das erfolgreichste, weil intellektuell beweglichste Literaturblatt unserer Tage*
– für den Preis von einem Espresso im Monat.
Förder-Abo
€ 9,00 / Monat
(Mindestlaufzeit: 12 Monate)
- Zugang zu allen Online-Beiträgen
- Printausgabe (4 Hefte / Jahr)
- E-Paper-Ausgabe (4 Hefte / Jahr)
- 300+ Online-Beiträge / Jahr
- Online-Leseproben und Vorabdrucke
- Zugang zu E-Paper-Ausgaben im Archiv
- Zugang zu ca. 2000 Beiträgen im Archiv
- Tägliche Presseschau
- Newsletter
- Novitäten-Telegramm
- Preis-Telegramm
- Ausschreibungen
- Ausgewählte VOLLTEXT E-Books
- Ausgewählte VOLLTEXT Specials
Digital
€ 2,00 / Monat
(Mindestlaufzeit: 12 Monate)
- Zugang zu allen Online-Beiträgen
- E-Paper-Ausgabe (4 Hefte / Jahr)
- 300+ Online-Beiträge / Jahr
- Online-Leseproben und Vorabdrucke
- Zugang zu E-Paper-Ausgaben im Archiv
- Zugang zu ca. 2000 Beiträgen im Archiv
- Tägliche Presseschau
- Newsletter
- Novitäten-Telegramm
- Preis-Telegramm
- Ausschreibungen
Print & Digital
€ 3,00 / Monat
(Mindestlaufzeit: 12 Monate)
- Zugang zu allen Online-Beiträgen
- Printausgabe (4 Hefte / Jahr)
- E-Paper-Ausgabe (4 Hefte / Jahr)
- 300+ Online-Beiträge / Jahr
- Online-Leseproben und Vorabdrucke
- Zugang zu E-Paper-Ausgaben im Archiv
- Zugang zu ca. 2000 Beiträgen im Archiv
- Tägliche Presseschau
- Newsletter
- Novitäten-Telegramm
- Preis-Telegramm
- Ausschreibungen
* Saarländischer Rundfunk
FAQ
Wie kann ich ein VOLLTEXT-Abonnement verschenken?
Sie können alle VOLLTEXT-Abonnements befristet oder unbefristet verschenken. Die Mindestlaufzeit beträgt ein Jahr. Danach kann das Abonnement auslaufen oder wahlweise durch die Schenkenden oder die Beschenkten verlängert werden.
–> Bestellinformationen
Was sind E-Paper-Ausgaben?
E-Paper-Ausgaben entsprechen 1:1 der gedruckten Zeitschrift. Abonnenten erhalten nicht nur Zugriff auf die jeweils aktuelle Ausgabe, sondern auch auf ältere Hefte im Archiv (gegenwärtig alle Ausgaben seit 2016).
Gibt es Kündigungsfristen?
Nein, Sie können das Abonnement jederzeit formlos per E-Mail oder Post kündigen.
Ich bin bereits Abonnent der Printausgabe und möchte Zugang zu den Online-Beiträgen, wie komme ich dazu?
Wenn Sie bereits über ein Online-Konto auf Volltext.net verfügen, können Sie mit Ihrem bisherigen Passwort auf die Beiträge hinter der Paywall zugreifen.
Ich kann die heruntergeladenen E-Paper-Ausgaben nicht öffnen.
Die E-Paper-Ausgaben sind mit einem Passwort geschützt. Informationen zum Passwortschutz finden Sie nach der Anmeldung auf der Startseite Ihres Online-Kontos.
Wo finde ich mein Online-Konto?
Am oberen, rechten Rand des Bildschirms finden Sie einen Link „Mein Konto“, über den Sie sich einloggen können.