Mein schöner kleiner Biber

Zu Thomas Pynchons Erzählung Sterblichkeit und Erbarmen in Wien. Von Clemens J. Setz

Online seit: 19.11.2022
Thomas Pynchon (1955)
Foto: Albert Love Enterprises

Thomas Pynchon ist der Autor meiner Jugend. Das bedeutet allerdings nicht, dass ich seinen Einfluss bereits überwunden hätte, im Gegenteil, ich schwelge immer noch regelmäßig in seinen herrlichen Erfindungen, den ungeheuren Maschinerien seiner Werke. Er ist der vielleicht letzte Großmeister im Herstellen von Romanen in Form von Wunderkammern. Als ich mit etwa zwanzig zum ersten Mal Die Enden der Parabel las und zum Kapitel über „Byron, die unsterbliche Glühbirne“ kam, fand ich mich nach der Lektüre vollkommen verwandelt. So etwas war tatsächlich erlaubt? So durfte man schreiben? So etwas konnte gelingen? Ein ganzes Kapitel über die Erlebnisse einer Glühbirne, die die Eigenschaft besitzt, niemals durchzubrennen! Normalerweise handelten Romane doch von ernstzunehmenden Menschen, die an irgendeinem geschichtsernsten Problem herumlaborierten. Aber hier