Böse Zungen, oder vielmehr deren Besitzer, behaupten – und ich sehe sie dabei hämisch lächeln – daß ich an einem Buch über Kafka schreibe. Diese Anschuldigung trifft nicht zu, ich weise sie zurück. Denn ich schreibe an einem Buch über Golch.“
Die Kafka-Literatur hat den Dichter in einen Prominenten verwandelt, von dem selbst der Abfall wertvoll ist.
Mit diesen denkwürdigen Zeilen beginnt Wolfgang Hildesheimers Kurzgeschichte Ich schreibe kein Buch über Kafka. Der Protagonist räumt ein, dass er in seiner Jugend durchaus mit dem Gedanken gespielt hat, ein Buch über Kafka zu schreiben, aber was ihn schließlich davon abhielt, „war weniger eine Abkehr von dem Thema als der Umstand, daß meine sämtlichen Bekannten bereits an einem Buch über Kafka schrieben (nicht alle an einem; jeder für sich natürlich).“ So kam es, dass er, dergestalt entmutigt, sich zu einem würdigeren Gegenstand durchrang: Ekkehard Golch, Studienrat in Altmünzach.
„Gegen den Impfzwang“
Bücher über Kafka sind ein wunderliches Genre. Zum Beispiel Ist das Kafka? 99 Fundstücke, herausgegeben von Reiner Stach, der auch eine dreibändige Kafka-Biografie verfasst hat. Das Buch versammelt Hinweise auf Lebensgewohnheiten und Taten Franz Kafkas, häufig belegt durch Berichte und Fotografien. So lernen wir etwa, dass er bestimmte Turnübungen machte, wir lesen alle Stellen seiner Briefe, in denen er erwähnt, Bier getrunken zu haben, wir erfahren, worüber er weinte, welche Farbe seine Augen möglicherweise hatten, wir lernen, dass er „gegen den Impfzwang“ gewesen sei, dass 1924 ein Mann namens Franz Kafka, der allerdings nicht mit dem Dichter identisch sein kann, in Berlin als Eigentümer eines Hauses eingetragen
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