Bereinigt vom Unnötigen

Lektürenotizen von Birgit Birnbacher zu Joshua Groß, Tess Gunty, Daniela Strigl, Enis Maci, Kate Zambreno, Marie Jahoda und Elke Laznia.

Online seit: 22. Juli 2024

Joshua Groß: Prana Extrem
Ich mag, was dieser Autor macht und verfolge das meiste, vor allem kürzere Texte, gern. Auf die Lektüre über einen unwirklichen Ort (Bergiselschanze, in der Nähe der Sümpfe, Aloe Vera in den Alpen) habe ich mich wirklich gefreut. Zu Anfang mag ich die Ideen, die dieser Text hat, bald aber nervt mich die Stimme des Erzählers und ihre nicht zu verbergende Verliebtheit ins eigene Highsein. Die Dauerberauschung an der eigenen Entgrenztheit ist ein bisschen wie nüchtern Taxi fahren und Besoffene reden hören. Vielleicht missverstehe ich das und es ist im Grunde konsequent, dass der Autor jeder Idee hinterher springt und alles direkt zu verarbeiten scheint, was die Synapsen weitet und das Bewusstsein flutet, mich nervt das leider eher, obwohl es mir selbst nicht recht ist, ich hätte das gerne lieber gemocht.

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Birgit Birnbacher
„Dann sehe ich per Unfall auch noch das Autorinnenfoto!“

Tess Gunty: Der Kaninchenstall
Bin vorher ziemlich skeptisch und lese nur auf dringende Empfehlung eines sehr geschätzten Kritikers. Dann sehe ich per Unfall auch noch das Autorinnenfoto! Das erste Kapitel ist ein bisschen gar fest angedrückt, aber trotzdem wirklich überraschend gut. Ich denke natürlich, dass sie das niemals durchhält, aber: Sie kann es. Dem Roman merkt man an, dass sie ihr Blut hinein geschwitzt hat, Intelligenz und Lakonie bei gleichzeitiger Hyperaktivität, das muss ihr erst jemand nachmachen. Klar gefällt sie sich darin auch, kann das aber gut verbergen. Ich kann selbst kaum glauben, dass mich das alles, was sie aus dieser kranken Siedlung erzählt, nach 200 Seiten immer noch interessiert. Sie kommt von