Andreas Maier: Neulich

Neulich wurde ich mal wieder gefragt, wieso ich nicht fliege.

Online seit: 20. Oktober 2020

Neulich wurde ich mal wieder gefragt, wieso ich nicht fliege. Ich werde das dauernd gefragt und erfinde stets unwahre Antworten, einfach nur, weil mir die Wahrheit niemand glaubt. Also hat es ökologische Gründe? Oder ist es Flugangst? Bin ich etwa ein Fluggegner?

Ja, das bin ich, aber das ist nicht der Grund.

Nun also die eigentliche Begründung, warum ich nicht fliege: Weil ich Personenflugverkehr für extrem unhöflich den Fluggästen gegenüber halte. Das reicht in meine Studentenzeit zurück. Damals, vor mehr als einem Vierteljahrhundert, Kohl war Kanzler und ich hatte noch einen Fernseher, sah ich eines Tages zufällig eine Sendung. Ich saß nachmittags in meinem Studentenappartement und übte gerade Tonleitern. Es war eine Sendung über Flugzeuge. Über Fliegerei. Über die Geschichte der Flugzeugentwicklung.

Ich weiß nicht, warum ich bei diesem Film hängen blieb, denn ich machte mir damals über Flugzeuge keinerlei Gedanken, das Thema war mir völlig gleich. Vielleicht geschah es aus bloßer Kuriosität heraus: Es wurden zunächst die Anfangsgründe der Flugmaschinen gezeigt, die bekannten (Lilienthal, Gebrüder Wright), die weniger bekannten, und in den Pioniertagen gab es notgedrungen, wie bei allen Pionierzeiten, Tote. Sie starben als Helden für die Entwicklung der Flugfähigkeit der Menschheit. Sie sammelten physikalische Erfahrungen per Praxis und durch Theorie, rechneten dies und das aus, hatten die Flügel der Flugvögel zum Vorbild und erprobten ihre Erkenntnisse durch Flugversuche. Sie wurden in dem Film etwa so geschildert wie Helden in der Antike, wie Daedalos. Otto Lilien­thal starb zum Beispiel bei der Ausübung seiner Experimente.

Der Militärpilot kostet Unsummen in seiner Ausbildung. Der Privatpassagier gar nichts. Der erste kommt raus. Der zweite bleibt drin.

Die Luftfahrt konsolidierte sich bald in den Film. Jetzt kämpften bereits