Neulich saß mal wieder Peter Kurzeck bei mir auf dem Sofa. Mit Peter ist es immer das gleiche. Meistens ruft er an, das macht er eigentlich täglich, und ich glaube, telefonieren ist ihm das wichtigste. Peter kann nicht allein sein, aber er erledigt das weniger durch Anwesenheit als vielmehr per Telekommunikation. Er ist diesbezüglich den Jüngeren ähnlich, die heute den Hauptteil ihres Lebens in sozialen Netzwerken verbringen, dort sind die betreffenden Menschen ja auch nie allein, irgendwie. Sie sind dann immer halb mit jemandem zusammen. Der Peter ist zwar einerseits immer an einem Ort im Ausland, früher in Uzès, jetzt im Himmel, aber von dem anderen Ort aus kontaktiert er immer den ganzen Tag irgendwen, darum geht es ja auch in seinem neuesten Buch. Immerfort die Telefonate mit Jürgen in Frankreich. Der ganze Jürgen im Buch ist nur telekommunikativ verfügbar, gleichsam virtuell, damit hat Peter unzweifelhaft einen eher modernen Roman geschrieben. Schon in den achtziger Jahren ist Peter von der Kommunikationssucht getrieben gewesen, vielleicht hat sie ihm ja die Alkoholsucht abgelöst. Da Peter kein Mobiltelefon hat, läuft er den halben Tag von einem Telefonladen zum nächsten, um seine Bekannten anzurufen, auch mich. Schon die Deutsche Post, die damals Telefonanbieter war, um 1980 herum (als es das Wort Telefonanbieter noch gar nicht gab), hat er als soziales Netzwerk benutzt, wo andere noch bloß an Informationsaustausch dachten. Davon handelt sein neues Buch. Es ist, so gesehen, ein Telefon-Buch. Wir machen es übrigens immer so, dass der Peter mich anruft und nicht umgekehrt, denn er hat Übung darin, sich die billigsten Tarife auszusuchen, und ich habe keine Ahnung, was ein Anruf ins Himmelreich kostet. Manchmal erzählt er von dort, er geht da viel spazieren, und er versteht niemanden, weil er die Sprache ja nicht spricht. Ich bin ja im Himmelreich, aber ich spreche die Sprache nicht, sagt er immer. Und: Vielleicht bin ich ja gerade deshalb im Himmelreich. Genau wie er früher immer gesagt hat: Ich lebe zwar in Südfrankreich, aber ich spreche kein Französisch, und vielleicht bin ich ja genau deshalb in Frankreich.
Wir machen es übrigens immer so, dass der Peter mich anruft und nicht umgekehrt, denn er hat Übung darin, sich die billigsten Tarife auszusuchen, und ich habe keine Ahnung, was ein Anruf ins Himmelreich kostet.
Peter ist immer gern allein und hat die anderen auf Distanz, einfach weil er es so besser aushalten kann. Wenn er über Bianca spricht, sagt er, immer wenn wir uns sehen, denke ich, ich kann es mit ihr gar nicht aushalten, ich muss verbrennen, wenn wir zusammen sind. Wenn er von seinen Spaziergängen im Himmel erzählt, klingt es nicht wesentlich anders als vor seinem Umzug, wenn er von seinen Spaziergängen
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