Andreas Maier: Neulich

Die Schwalbe, der Eisvogel und Frank-Walter Steinmeier.

Online seit: 12. Oktober 2023

Neulich saß ich mal wieder an einem See. Um mich herum Schilf, einige Büsche, ein blauer Himmel, kaum eine Wolke darin. Ich saß auf einem Holzponton und betrachtete das gegenüberliegende Ufer. Es passierte nicht viel. Nur einige gelbe Fischrücken belebten dahinziehend das stille Bild. Noch immer habe ich die Fähigkeit, auch mit sechsundfünfzig Jahren, die Stille eines solchen Bildes in mich zu übertragen. Als ich jung war, war ich ein regelrechter Naturfanatiker. Damals hätte ich ausgemergelt und kaum bekleidet auf den Holzplanken gesessen, natürlich mit freiem Oberkörper, und hätte mir suggeriert, ich sei Teil des Naturbildes und damit selbst anteilig an einem besseren, höheren, naturhaften Sein. Es war eine regelrechte Naturverklärung damals, jeden Frühling erwartete ich, jedes Dahinsterben im Herbst ebenso, und mein Leben lag vor mir und ich dachte, so müsste es dermaleinst dauerhaft sein, dieses Leben, ein Leben im besseren Sein.

Vielleicht hätte ich ihm zur Erheiterung einfach die neueste Steinmeier-„Demokratie“-Rede vorlesen sollen.

Davon ist wenig bis nichts geblieben, ich bin damals auch noch nicht so viel in Kneipen gegangen. Dass ich über die Maßen von einem lotrechten inneren Stolz erfüllt war, wusste ich nicht, und