Neulich dachte ich mal wieder an die Bergpredigt. Vermutlich, weil ich ein vormals berühmtes Buch von Franz Alt aus dem Bücherschrank am Holzhausenpark herausgeholt hatte. Ich musste nur eine Seite aufschlagen und den erstbesten Absatz lesen, um mir mal wieder klarzumachen, warum Jesus damals so unbeliebt war. Beim Volk immerhin war er nicht so unbeliebt. Zumindest bei den Nicht-Durchpropagandisierten. Die mochten ihn, die konnten seinen Reden folgen und begriffen, warum er sagte, was er sagte. Vermutlich waren sie allein schon dadurch ein wenig erlöst, zumindest getröstet über ihr Dasein im damaligen Gesellschaftsapparat. Die Offiziellen freilich konnten Jesus nur in schlechtestes Licht stellen, denn er unterminierte ihre Macht und Propaganda, was in ihren Augen bedeutete, die offiziellen Institutionen „verächtlich zu machen“, wie das neuerdings bei uns heißt. In der Deutschen Demokratischen Republik hieß es ähnlich.
Man kann immer davon ausgehen, dass siebzig, achtzig Prozent der Menschen einer Bevölkerung von der offiziellen Propaganda durchpropagandisiert sind.
Den Menschen kommt es freilich nie so vor, als seien sie durchpropagandisiert. Durchpropagandisiert sind immer die anderen – je durchpropagandisierter man selbst ist, umso mehr glaubt man natürlich von den anderen, sie seien auf jeden Fall durchpropagandisiert. Das ist ja das Wesen von Propaganda. Und das geschieht immer und überall, wie unter einem Naturgesetz. Dadurch werden die „anderen“ übrigens erst geschaffen.
Das ist wie mit dem berühmten Beispiel – nein, keines jetzt aus der Bergpredigt – mit dem Omnibus. Da steht eine Gesellschaft von, sagen wir, zehn Leuten an der Bushaltestelle, dann kommt der Bus, und sieben Leute aus dieser Gesellschaft steigen ein. Der Bus entfernt sich, wird immer schneller, die Distanz größer, und die, die in den Bus eingestiegen sind, schauen rückwärts aus dem Fenster, sehen die an der Haltestelle Verbliebenen und sagen sich: Schade, der X, die Y, der Z … schade, dass die sich immer mehr von uns entfernen, und sie entfernen sich sogar immer schneller, was ist nur mit ihnen passiert? Wie konnte es nur so weit kommen, wir verstehen das einfach nicht, sie waren doch sonst immer ganz normal.
Sofort jubelt das Erschießungskommando wieder, ruft begeistert den Namen des neuen alten Machthabers, und Tim wird neuerlich – immerhin unter vielen höflichen Entschuldigungen – an die Wand gestellt.
Wer einmal Gustav Le Bon gelesen hat, weiß, dass die Propaganda-Hauptmasse, also die siebzig, achtzig Prozent, jederzeit
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