Raphaela Edelbauer erhält den Österreichischen Buchpreis 2021

Der Debütpreis ging an Anna Albinus

Online seit: 8. November 2021

Raphaela Edelbauer wurde heute für ihr Buch DAVE mit dem Österreichischen Buchpreis ausgezeichnet. Der Debütpreis ging an Anna Albinus für den Titel Revolver Christi.

In der Begründung der Jury heißt es: „Wir befinden uns in einer gar nicht fernen Zukunft, das System auf der Erde ist dank ungebremster Klimaerwärmung und extremem Wassermangel kollabiert, in einem ‚Labor‘ knapp über dem Erdboden bilden 118 998 Menschen die vermeintliche Restbevölkerung. Der nicht ganz zuverlässige Ich-Erzähler, der Mathematiker Syz, wird vom dubiosen Laborleiter rekrutiert, um mit seinen Erinnerungen DAVE zu füttern, den in Entwicklung befindlichen Prototyp einer künstlichen Superintelligenz. Raphaela Edelbauer hat mit DAVE einen raffinierten Science-Fiction-Roman mit eingebauter Liebesgeschichte geschaffen, der nach den Gesetzen des Thrillers funktioniert. Dabei unterhält man sich nicht nur, sondern erfährt dank Edelbauers erstaunlicher Belesenheit viel über philosophische Debatten, Bewusstseins- und Gedächtnisforschung, Informatik und lernende Systeme, deren Heilsversprechen die Autorin spürbar misstraut. Denn der Weg zu einer schmerzlosen und total vernünftigen Gesellschaft nach dem Ebenbild des Computers führt durch Überwachung und Repression. Edelbauer erzählt elegant und pointiert, mit galligem Witz, Lust an der Anspielung und immer wieder verblüffenden Wendungen von der Ohnmacht des einzelnen in einer Diktatur der Weltverbesserer.“

Für die Shortlist waren außerdem Anna Baar, Daniela Chana, Olga Flor und Ferdinand Schmalz nominiert. Der Österreichische Buchpreis ist mit 20.000 Euro dotiert, die Nominierten der Shortlist erhalten jeweils 2.500 Euro.

In der Kategorie „Debüt“ ging der Preis an Anna Albinus (Revolver Christi). Die Begründung der Jury: „Mit der realistischen Beschreibung eines touristischen Groß-Ereignisses beginnt diese Kriminal- und Fantasygeschichte der besonderen Art. Eine Reliquie – jener Revolver, der dem Buch den Titel gibt – zieht die Menschenmassen an. Und dann fällt am dreiundzwanzigsten Ausstellungstag ein Schuss. Die Schützin ist rasch überwältigt, ein seriöser Ermittler tritt auf den Plan, das Publikumsinteresse wächst angesichts der mysteriösen Gewalttat. Dem Genre entsprechend entwickelt sich die Geschichte geheimnisvoll. Deutlich wird allerdings bald, dass zwischen diesem Revolver Christi, der verhafteten Rechtsanwaltsfachangestellten und dem sachlichen Kriminalbeamten ein Zusammenhang besteht. Das Unglück, das mit der Waffe einher geht, wiederholt sich im Lauf der Zeit offenbar immer wieder. Man liest gebannt und ist gespannt auf den Ausgang, der jedoch die Erwartung nach Plot-Auflösung nicht erfüllt. Zeit- und Ortssprünge gelingen der 1986 geborenen Autorin mühelos. Sie ist eine erstaunlich versierte Erzählerin. Alles ist möglich in dieser Geschichte, deren Ende sich jeder Eindeutigkeit verweigert. Das Geheimnis bleibt und das Staunen über die literarische Fertigkeit, die sprachliche Sicherheit dieses Debüts.“

Für die Shortlist-Debüt waren außerdem Anna Felnhofer und Clemens Bruno Gatzmaga nominiert. Der Debütpreis ist mit 10.000 Euro dotiert, die zwei weiteren Titel der Shortlist mit jeweils 2.500 Euro.

Die Jury
Die Jury setzte sich 2021 aus Tilman Eder (Buchhändler, Buchhandlung Erlkönig), Walter Grond (Schriftsteller, Leiter Europäische Literaturtage), Manuela Reichart (Literaturkritikerin, WDR), Daniela Strigl (Literaturkritikerin und Germanistin, Universität Wien) und Peter Zimmermann (Journalist, ORF) zusammen.

* * *