Presseschau – 2. Juni 2025

Colm Tóibín / Ismail Kadare über Boris Pasternak / Martin Suter / Barbi Marković / Chaim Noll über „Nathan der Weise“ / Casanova in Solothurn / Thomas Mann in der NZZ …

Online seit: 2. Juni 2025

NZZ
Als Faktenchecker kämpft er gegen die Faktenmacher von Donald Trump
Der erste Roman eines Faktencheckers über einen Faktenchecker wirft die Frage auf: Warum ist dieser Beruf, den es doch so braucht, dermassen in Verruf geraten?

NZZ
Einsamkeit, Erinnerung, Ende – das Prosadebüt des Norwegers Tor Ulven in einer rühmenswerten Übersetzung
Die leidenschaftliche Depressivität von Ulvens Schreiben zerstört jede Art von bürgerlicher Sicherheit. Am Ende geht es dem Norweger in seiner unerhört präzisen und emotionslosen Prosa darum, zu zeigen, „dass das Leben streng genommen unmöglich ist“.

NZZ
In Japan sorgt ein Roman für Aufsehen, der in Teilen von Chat-GPT geschrieben wurde
Der preisgekrönte Science-Fiction-Roman «Tokyo Sympathy Tower» der japanischen Autorin Rie Qudan geht den Auswirkungen künstlicher Intelligenz auf den Einzelnen und die Gesellschaft nach. Es erweist sich, dass der Maschine nichts Menschliches fremd ist.

NZZ
Im Februar 1936 vollzog Thomas Mann einen Schritt, den er lange vermieden hatte: Er offenbarte sich in der NZZ als Nazigegner
Nach Hitlers Machtergreifung hatte der Schriftsteller Deutschland verlassen. Aber er mied es, sich öffentlich zur Emigration zu bekennen. Zu Jahresbeginn 1936 änderte sich die Lage schlagartig.

NZZ
Das Wunder, das über den Glauben geht: Beethovens 9. Sinfonie im Gegenlicht von Thomas Manns „Doktor Faustus“
In seinem Roman lässt Thomas Mann den Komponisten Adrian Leverkühn den Freudenjubel der Neunten und ihre Verheissung einer Menschheitsverbrüderung unter dem Eindruck der Zeitläufte zurücknehmen. Aber was heisst das eigentlich?

NZZ
Der Westen übertölpelt sich selbst und verharmlost den Islam: Weshalb „Nathan der Weise“ falschliegt
Die Rede von den drei abrahamitischen Religionen sei ein Täuschungsmanöver, schreibt der Autor Chaim Noll. Die Gleichstellung von Judentum, Christentum und Islam verschleiere das Gewaltpotenzial des Koran.

NZZ
Die Deutschen sind „Kartoffeln“ oder „Nazis“. Und aus jungen Einwanderern werden Gangster: willkommen in der migrantischen Pop-Literatur
Die Literatur deutschsprachiger Secondos erlebt einen Boom. Ihre Romane erweisen sich als Spiegel deutscher Konfliktzonen. Allerdings sorgen Klischees, Ironie und Ressentiments für krasse Verzerrungen.

Die Welt
Als Casanova die Nacht anders als geplant verbrachte
Giacomo Casanova gilt als Inbegriff des erfolgreichen Verführers. Aber auch bei ihm liefen Pläne manchmal schief. Offen erzählt der venezianische Abenteurer von einem erotischen Reinfall, in Solothurn.

FAZ
So schön ist Notfallpoetik
In Barbi Markovićs neuem Buch „Stehlen Schimpfen Spielen“ geht es ums Schreiben. Aber auch ums Scheitern, um Zweifel und Zeitdruck, Wien und Belgrad sowie das Leben an sich.

FAZ
Kunst, Unfälle, Misserfolge und Sex
Zehn Jahre hat Rebecca Godfrey an ihrem Roman „Peggy“ geschrieben. Dann starb sie – das Manuskript beendete ihre Freundin Leslie Jamison. Das Buch zeigt die amerikanische Galeristin und Sammlerin Peggy Guggenheim von einer neuen Seite.

FAZ
„Zum Bücherschreiben fehlt mir die darstellerische Breite“
Kommende Woche erscheint Sebastian Haffners 1932 verfasster Roman „Abschied“. Wie sah sein Selbstverständnis als Schriftsteller aus?

Die Presse
Buchtipp: Drei alte Schätze
Von schwarzer Romantik, dem Zustand der italienischen Gesellschaft vor dem zweiten Unabhängigkeitskrieg und dem 100. Geburtstag des eines Klassikers.

Die Presse
Er hatte Stalin am Apparat
Was besprach Boris Pasternak mit Stalin? Ismail Kadare erforscht das Telefonat von 1934.

Frankfurter Rundschau
„Wie sollte ich denn eigentlich weiterleben?“
Eine Liebe in Paris: Sebastian Haffners mehr als 90 Jahre alter, taufrischer Roman „Abschied“ wird doch noch veröffentlicht.

Tagesspiegel
Die im Glashaus sitzen
Die US-Schriftstellerin Nell Zink hat einen Berlin-Roman geschrieben. Nonchalant verhandelt sie darin auch heikle Diskurse der Gegenwart.

Tagesspiegel
Ein letzter Rückzug ins Private
Mit „Abschied“ erscheint ein früher, sehr beschwingter Roman aus dem Nachlass des großen politischen Publizisten Sebastian Haffner. Er selbst war nie an einer Veröffentlichung interessiert.

Der Standard
„Trump ist jetzt Gottvaterkönig“
Im New-York-Roman „Auflösungen.“ nimmt Marlene Streeruwitz Abschied von einer Welt, die es nicht mehr gibt. Ein Gespräch auch über Christian Pilnacek als Romanfigurvorlage

Der Standard
Bei Martin Suter ist die Lüge ein Liebesbeweis
Der Schweizer Autor beschreibt in „Wut und Liebe“ mitunter die kleinen und großen Intrigen aus der Welt der Schönen und Reichen, in die seine Romanfiguren dazugehören – oder dazugehören wollen

Die Furche
„Für mich war Thomas Mann in Amerika eine Art Prophet“
Vor 150 Jahren, am 6. Juni 1875, wurde Thomas Mann geboren. In seinen Romanen spielt Musik eine wichtige Rolle, in seinen Reden über Deutschland war er visionär, sagt der irische Autor Colm Tóibín.

Die Furche
Wiedersehen in Enniscorthy
In seinem Roman „Long Island“ erzählt Colm Tóibín subtil und meisterhaft, wie sich verschüttete und längst verdrängte Emotionen nach Jahren Bahn brechen.