Preisträger des Tractatus 2024 ist der deutsche Philosoph und Publizist Philipp Hübl. Exemplarisch ausgezeichnet wird sein Buch Moralspektakel. Wie die richtige Haltung zum Statussymbol wurde und warum das die Welt nicht besser macht. Die feierliche Verleihung des mit 25.000 Euro dotierten Essay-Preises erfolgt am 20. September 2024 im Rahmen des Philosophicum Lech.
In der Begründung der dreiköpfigen Jury (Daniela Strigl, Catherine Newmark, Ijoma Mangold) heißt es: „Mit Moralspektakel bricht der Philosoph Philipp Hübl aus dieser gegenseitigen Abwertungsspirale aus, indem er einen Schritt zurücktritt und den moralischen Wert von Moral selbst in Frage stellt. Vielleicht ist die Moral ja gar nicht so moralisch? Sie ist ihrerseits nämlich immer auch ein Mittel im Kampf um Status und Anerkennung. Wir führen die Moral nicht immer nur aus moralischen Gründen im Munde, sondern sehr oft dient sie der eigenen Selbsterhöhung. Dies nun – und darin liegt die erfrischend neue Perspektive von Philipp Hübl – führt Hübl nicht durch eine Theorie des Ressentiments in der Nachfolge von Friedrich Nietzsche aus, durch eine Genealogie der Moral, sondern – und das ist gerade in der Kontinental-Philosophie eine kostbare Ausnahme – indem er empirisch vorgeht und eine Fülle von sozialwissenschaftlichen Untersuchungen heranzieht, die zugespitzt deutlich machen, dass die Korrelation zwischen Berufung auf Moral und faktischem moralischem Handeln sehr schwach ausgebildet ist. So gelingt Hübl mit einer empirisch tiefer gelegten Anthropologie eine erfrischend kalte Dusche für die moralisch überhitzten Diskurse der vergangenen Jahre: eine wohltuende, zur allgemeinen Abrüstung einladende Ernüchterung“.
Philipp Hübl studierte Philosophie und Sprachwissenschaft in Berlin, Berkeley, New York und Oxford. Er lehrte Theoretische Philosophie an der RWTH Aachen, der Humboldt-Universität zu Berlin und als Juniorprofessor an der Universität Stuttgart. Danach war er Gastprofessor für Philosophie und Kulturwissenschaft an der Universität der Künste Berlin. Er ist Autor von Folge dem weißen Kaninchen (2012), Der Untergrund des Denkens (2015), Bullshit-Resistenz (2018), Die aufgeregte Gesellschaft (2019) und Moralspektakel (2024) sowie von journalistischen Beiträgen in zahlreichen deutschsprachigen Zeitungen und Magazinen.