Nahid Bagheri-Goldschmied, die nach der Islamischen Revolution im Iran 1979 im Jahr 1980 als Literaturwissenschaftlerin, Journalistin und Lyrikerin nach Österreich kam und nicht mehr in den Iran zurück ging, lebt nicht mehr. Sie verstarb vor wenigen Tagen unerwartet bei einem Besuch in Teheran an einem plötzlichen Herztod und wurde bereits dort beerdigt. Die näheren Umstände ihrer Reise und ihres Todes sind nicht bekannt.
Nahid Bagheri-Goldschmied baute sich nach 1980 eine neue literarische Existenz auf, in der für sie erhalten gebliebenen Heimat, der Literatur. Sie schrieb rund 45 Jahre lang weiter Gedichte, in der Sprache ihrer Herkunft und in der Sprache ihrer Zufluchtsstätte Österreich, war Herausgeberin, Übersetzerin und Vermittlerin sowohl der verbotenen als auch der nicht verbotenen iranischen Literatur und betätigte sich als Brückenbauerin zwischen den Kulturen. Sie war eine der ersten Exilautorinnen, die über Sprachgrenzen hinweg zu einer allseits geschätzten Lyrikerin wurde. Im Jahr 2017 erhielt sie den 17. Theodor Kramer Preis für Schreiben im Widerstand und Exil.
Über viele Jahre hinweg trat sie als Wiener Delegierte in den Generalversammlungen der IG Autorinnen Autoren für die Interessen ihrer österreichischen Kolleginnen und Kollegen ein. Nahid Bagheri-Goldschmied war darüber hinaus auch ein sehr aktives Mitglied des Österreichischen PEN Clubs und des Österreichischen Schriftstellerverbandes und eine unermüdlich aktive Teilnehmerin im literarischen Geschehen.
Wir werden uns bemühen, ihr und ihrer literarischen Hinterlassenschaft ein ihnen gebührendes Andenken und den ihr und ihrer Arbeit gebührenden würdigen Platz im literarischen Leben Österreichs zu erhalten.
In großer Trauer um unsere Freundin und Kollegin Nahid Bagheri-Goldschmied, die wir bei unseren kommenden Versammlungen und Veranstaltungen nun nicht mehr verlässlich an unserer Seite haben.
Gerhard Ruiss
IG Autorinnen Autoren