Irina Liebmann erhält den Uwe-Johnson-Preis 2020

Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert und wird am 9. Oktober in Berlin verliehen.

Online seit: 20.7.2020

Irina Liebmann wird für ihren Roman Die Große Hamburger Straße (Schöffling & Co.) mit dem Uwe-Johnson-Preis 2020 ausgezeichnet. Der mit 20.000 Euro dotierte Preis wird im Rahmen der Uwe-Johnson-Tage am 9. Oktober 2020 in der Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern in Berlin überreicht.

Der Uwe-Johnson-Preis würdigt herausragende literarische Werke, in denen sich Anknüpfungspunkte zur Poetik Uwe Johnsons finden und deren Blickwinkel unbestechlich und jenseits „einfacher Wahrheiten“ auf die deutsche Geschichte, Gegenwart und Zukunft gerichtet ist.

Die Jury begründet ihre Entscheidung für Irina Liebmann folgendermaßen:

„Gedächtnis und Erinnerung sind zentrale Achsen im Gesamtwerk von Irina Liebmann, in dem es nach Reportagen und Hörspielen mit Berliner Mietshaus (1982) ein vielbeachtetes Prosadebüt gab. Von Beginn an ging es ihr darum zu erzählen, ‚wie etwas wirklich ist‘. Damit waren schon früh Koordinaten für eine Poetologie gelegt, die Bezüge zu der von Uwe Johnson haben. Es geht nämlich immer auch darum, ‚Herkunft, kenntlich zu machen‘ und ‚in Kenntnis (zu) leben‘. Dazu hat Irina Liebmann sich immer wieder auf eine akribische Spurensuche begeben. Für den Roman In Berlin hatte sie einen Erzählton gefunden, der es möglich machte, die inneren und äußeren Bewegungen vor und nach 1989 zusammenzubinden. Nun schließt sich der Kreis dieses einzigartigen Schreibprojekts mit dem Roman Die Große Hamburger Straße. Irina Liebmann hat in diesem Text ein Prosa-Netz entworfen, in dem unterschiedliche Zeitebenen kunstvoll miteinander in Verbindung gebracht werden, die Spanne reicht vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Über Adressbuchauszüge, Straßenpläne, eigene Tagebuchnotizen, Protokolle, Traumsequenzen, Reime, Metaphern werden Töne in Moll und Dur angeschlagen und Zeit-Schwingungen erzeugt, die Vergangenes und Gegenwärtiges verbinden. Entstanden ist ein Roman in Bildern, und mitunter ähnelt die Sprache einem Prosagedicht.“

Zu den bisherigen Preisträgern gehören unter anderem Ralf Rothmann, Lutz Seiler, Walter Kempowski und Christa Wolf.

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