Die Medienkünstlerin, Filmemacherin und Autorin Hito Steyerl erhält den Hugo-Ball-Preis der Stadt Pirmasens. Die Auszeichnung ist mit 10.000 Euro verbunden. Der mit 5.000 Euro dotierte Förderpreis wird an die Schriftstellerin, Dramaturgin, Musikerin und Performerin Olivia Wenzel vergeben.
Die Begründung der Jury: „Die Künstlerin, Autorin, Filmemacherin und Professorin Hito Steyerl durchdringt digitale Welten, spürt modernen und alten Mythen nach, konfrontiert ihr Publikum mit der verwirrenden Anarchie der Bilder. Ihr sprühender Intellekt, ihre überwältigende Ideenvielfalt, ihre stilistische Präzision, ihr inspirierendes Wildern in verschiedenen Genres und ihre radikale Zeitgenossenschaft machen diese Ausnahmekünstlerin zu einer im weitesten und besten Sinn Geistesverwandten der Dada-Bewegung und Hugo Balls. Dabei vereinen Hito Steyerls Interventionen und Installationen stets das Poetische mit dem Politischen. Bei aller ästhetischen Offenheit ist sie eine Künstlerin mit Haltung, die jenseits von Lagerdenken Farbe in gesellschaftlichen Debatten bekennt und dabei für eine Streitkultur steht, die dem Argument statt dem Ressentiment folgt“.
Die Vergabe des Förderpreises wurde von Seiten der Jury so begründet: „Olivia Wenzel schreibt Prosa und Theatertexte, ist Dramaturgin, Musikerin und Performerin. Sie bespielt all diese Disziplinen lustvoll und furios und findet dabei zu einem eigenen und neuartigen Tonfall. Mit ihrem Debütroman 1000 Serpentinen Angst schuf sie ein Zeitzeugnis, das mehrstimmig das spannungsreiche Verhältnis von Zugehörigkeit und Zuschreibung in der postmigrantischen Gesellschaft ausbuchstabiert. Schonungslos und in radikaler Selbstreflexion lotet die junge Erzählerin, eine mit Diskriminierungen konfrontierte ostdeutsche Schwarze, ihre widersprüchliche Gefühlswelt aus und führt ihre Leserschaft an blinde Flecken der kollektiven Wahrnehmung. Wenzels ästhetischer Wagemut, ihre dialogische Erzählweise, ihre Offenheit gegenüber unterschiedlichen Genres, ihr Interesse an großen Fragen der Gegenwart und ihre Lust an Kooperationen erinnern an die bis heute fruchtbaren Impulse der Dada-Bewegung und Hugo Balls.“
Der Jury des Hugo-Ball-Preises gehören Salome Hohl, Direktorin des Cabaret Voltaire in Zürich, Kia Vahland (Süddeutsche Zeitung) sowie der Literaturkritiker Helmut Böttiger (Berlin) an.
Zu den früheren Trägern der seit 1990 verliehenen Auszeichnung zählen Oskar Pastior, Cees Nooteboom, Robert Menasse, Klaus Wagenbach, Patrick Roth, Feridun Zaimoglu, Max Goldt, Andreas Maier, Thomas Hürlimann, Ann Cotten und zuletzt Bov Bjerg.
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