Für ihren Debütroman Streulicht erhält die 1988 in Frankfurt geborene Schriftstellerin Deniz Ohde den mit 15.000 Euro dotierten Literaturpreis 2020 der Jürgen Ponto-Stiftung.
Die aus Hauke Hückstädt, Dr. Bettina Schulte und Jackie Thomae bestehende Jury begründete ihre Wahl wie folgt:
„So einen Roman als Debüt hat es lange nicht gegeben. Deniz Ohde schreibt mit Streulicht einen Bildungsroman, der den Vergleich sucht, der soziologisch unnachgiebig ist und unter sanftem Druck alles zum Vorschein bringt. Blinde Flecken, tote Winkel. Ein Deutschland wird sichtbar, das wir uns anders ausgemalt hatten. Ein Deutschland auf Millimeterpapier:
Deniz Ohde beschreibt Grundrisse einer Jugendbiografie in den späten Neunzigern, frühen Nullerjahren. Der mühsame Weg vom Arbeiterkind zur Akademikerin, wie er selten mit einer solchen Ernsthaftigkeit und Treue zu den bedingenden Details aufgezeichnet wurde. Das Heranwachsen in einer Industrielandschaft unter dem Eindruck einer Mischehe, Identität als Hemmschuh und das vom Umtausch ausgeschlossene Gefühl von Fremdsein. Dazu die unsichtbaren Schranken, die ohnmächtigen Räume zwischen den Generationen, die Bannzirkel der Milieus, der lähmende Kreisverkehr der Normalität. Und am Ende die Lösung. Alles an diesem Buch ist genau und treffend, ein Befreiungsschlag aus Literatur, ohne einen Gran Auftrumpfen.“
Der Preis wird am 29. Oktober 2020 im Literaturhaus in Frankfurt am Main verliehen. Der Roman Streulicht erscheint am 17. August dieses Jahres bei Suhrkamp.
Zu den bisherigen Preisträgerinnen und Preisträgern des Jürgen-Ponto-Preises gehören unter anderen Martin Mosebach, Einar Schleef, Arnold Stadler, Zoë Jenny, Andreas Maier, Zsuzsa Bánk, Reinhard Kaiser-Mühlecker, Sasha Marianna Salzmann und zuletzt Miku Sophie Kühmel.