Die Einzel-Jurorin Maja Haderlap hat Esther Kinsky zur Erich-Fried-Preisträgerin 2020 ernannt. Der Preis wird seit 1990 durch die Internationale Erich Fried-Gesellschaft vergeben und von jährlich wechselnden Einzel-Juroren entschieden. Er ist mit 15.000 Euro dotiert.
In der Begründung von Maja Haderlap heißt es:
„Esther Kinsky ist eine europäische Schriftstellerin und Übersetzerin, die sich in ihrer Arbeit der Erkundung und Überwindung der Fremde verschrieben hat: Der Fremde als existenzieller, menschlicher Erfahrung, der Fremde zwischen benachbarten Sprachen und Literaturen. In ihren Texten reist sie an Peripherien, um etwas zur Sprache zu bringen, in Sprache zu übersetzen, das zumeist unbeachtet bleibt, und aus unserer allgemeinen Wahrnehmung verdrängt wird: Das scheinbar Unwichtige, Vergängliche, Aufgelassene, die Bruchhalden, die Totenhaine, die Unergründlichkeit von Naturerscheinungen. Ihr Interesse gilt nicht dem Repräsentativen, Vordergründigen. Es gilt jener Welt, die nicht aus der unermüdlichen Produktion von Ereignissen besteht, die scheinbar statisch, aber gerade deshalb randvoll mit Geschichte und Veränderungsprozessen ist.
Esther Kinskys schriftstellerisches und übersetzerisches Werk zeugt von Widerständigkeit, vom ständigen Bemühen um kulturelle und sprachliche Zusammenhänge, von der meisterhaften Anverwandlung der Sprache in Bilder. Es erinnert uns daran, dass Identität und Heimat nur im Zustand des Übergangs, und im Einverständnis mit den anderen, dem Anderen, Fremden, wirksam werden.“
Die öffentliche Preisverleihung findet am 29. November 2020 um 11 Uhr im Literaturhaus Wien statt.
Zu den Preisträgern und Preisträgerinnen der letzten Jahre zählen Terézia Mora, Thomas Stangl, Nico Bleutge, Rainer Merkel, Judith Hermann, Dorothee Elmiger, Leif Randt, Teresa Präauer und zuletzt Steffen Mensching.