Peter Handke: Der kurze Brief zum langen Abschied
„Erst bei Judith, mit der ich zum ersten Mal etwas zu erleben anfing, bekam ich einen Blick für die Umwelt, der nicht mehr nur ein erster böser war. Ich hörte auf, Merkmale zu sammeln, und fing an, geduldig zu werden.“
Hier lügt sich Handkes Alter Ego selbst an. Auch in Wunschloses Unglück gibt es poetologische Selbstanweisungen, die dann vom Text konsequent ignoriert werden oder an denen der Text scheitert. In Der kurze Brief zum langen Abschied bleiben trotz der angeblichen Veränderung der Wahrnehmung die im Text auftauchenden Personen (oder Figuren) bloße Kleiderständer, an denen Handke Merkwürdigkeiten aufhängt. „Merkmale“ kann man’s nicht eigentlich nennen. Selbst an Kindern und Babys hängt Handke die gesuchtesten Merkwürdigkeiten auf, die er sich bei allergrößter Anstrengung aus den Fingern zieht. Etwas Persönliches fällt ihm zu Personen nicht ein, sie sind zusammengeflickte Vogelscheuchen aus Merkwürdigkeiten, also Figuren.
Was Handkes Schreiben in Besonderheit charakterisiert: die konsequente Abwesenheit aller anderen.
Später heißt es im Text, und das kommt mir zutreffender vor:
„Hatte mich früher oft ein Schwindel und dann ein Ekel gepackt bei der Vorstellung, dass jemand etwas anderes war als ich selber, so ließ ich in diesen Augenblicken sich die Vorstellung zum ersten Mal ruhig zuende bilden und fühlte statt des selbstbezogenen Ekels ein tiefes Mitleid mit Claire, dass sie nicht an meiner Stelle sein konnte, dass sie nicht das erleben konnte, was ich gerade erlebte.“
Es ist eine kleine Welt zwischen selbstbezogenem Ekel und tiefem Mitleid.
* * *
Joan Didion: Das Jahr magischen Denkens
Beim Lesen von Joan Didion, Das Jahr magischen Denkens, der immer klarer werdende Gedanke: Das Buch hätte mich mehr interessiert, wenn Didion ganz offen über das verborgene Thema des Buches geschrieben hätte: Wie ist es, feststellen zu müssen,
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