Was sehen Sie als die primäre Aufgabe der Literaturkritik heute?
Komplexitäten reduzieren und neu zusammenbauen.
Was sind die größten Herausforderungen/Probleme für die Kritik heute?
Platz haben, aber nicht zu viel.
Spielen literaturwissenschaftliche Theorien eine Rolle für Ihre Tätigkeit als KritikerIn?
Alle, je nach Buch. Essenziell aber ist in jedem Fall die Abkehr vom Strukturalismus, mit dem ganze akademische Generationen aufgewachsen sind.
Welche LiteraturkritikerInnen schätzen Sie am meisten? Für welche Qualitäten?
MRR für den Satz „Grönland interessiert mich nicht!“.
Wie viele Bücher muss ein/e KritikerIn gelesen haben, um kompetent urteilen zu können?
Alles von Mayröcker, alles von Celan, alles von Marianne Fritz.
Wie viele Neuerscheinungen lesen Sie pro Jahr?
Zu viele.
Welche AutorInnen haben Sie mit 15 geschätzt?
Peter Handke, vielleicht auch erst mit 16.
Welche AutorInnen schätzen Sie heute?
Stifter und Goethe, Robert Musil und nicht Thomas Mann.
Was lesen Sie, wenn es nicht mit dem Beruf zu tun hat?
Den Blog von Don Alphonso in der FAZ, überhaupt FAZ.
Haben Sie in Ihrer Laufbahn als KritikerIn je ein Urteil grundlegend revidieren müssen?
Ich habe jüngst in einer Rezension zu Teresa Präauers Johnny und Jean Jean und Johnny verwechselt, so sehr hat mich dieses Buch genervt. Freundliche Menschen aus Salzburg haben mich auf den Fehler hingewiesen. Dennoch bleibts dabei: Für den Herrscher aus Übersee ist fulminant.