Maggie Millner erzählt die bewegende Geschichte einer Frau, die sie wahrscheinlich selbst ist („Ich habe mein Leben zu einer Geschichte gemacht.“). Die 28jährige, in Brooklyn lebende Frau verliebt sich, ohne dass ein Auslöser dafür fühlbar ist, in eine Frau und eine „alles verzehrende Liebe“ beginnt. Die Ich-Erzählerin trennt sich von ihrem Mann. Beschrieben wird die Entwicklung einer lesbischen Beziehung, wobei sado-masochistische Praktiken und polyamore Verwicklungen eine Rolle spielen, zusätzlich ist die Ich-Erzählerin sich ihrer Identität unsicher. „Ich war ein weiches Nichts“, beschreibt sie sich, Subjekt sei gleichzeitig Objekt geworden. Sie denkt außerdem über Schreiben nach, einige Schriftsteller fallen ihr ein, wichtig ist ihr George Eliot.
Geschrieben ist der Roman teilweise in Ich-, teilweise in personaler Perspektive, wodurch Intimität unterschiedlich spürbar wird. Die Ich-Perspektive trägt den lesbischen Teil, der in Versen geschrieben ist, oft auch gereimt. Durch die aufwendige Gestaltung verlangsamt sich die Lektüre. Sie lenkt aber auch ab vom komplexen Beziehungsgeschehen, das beschrieben wird und dessen psychische Wurzeln nicht geschildert werden. Die Sprache ist nüchtern und eher sachlich. Einige dramatische Höhepunkte werden zwar erwähnt, zum Beispiel, dass die Ich-Erzählerin anfängt, sich die Arme aufzuritzen. Die Gründe dafür werden nicht detailliert klar. Es wird auch wenig konkret spürbar von „Eifersucht, Macht, Unterwerfung, Ekstase, glückliche Umstände“, die abstrakt als Themen des Romans aufgezählt werden.
Sex stelle die einzige Annäherung dar, resümiert die Erzählerin ihre Geschichte. „Perverse Arrangements verhinderten Gefühle“. Sie erlebt auch ein Zögern, ihren Mann zu verlassen, will zeitweise zu ihm zurück. Aber warum? Wird so wenig von den psychischen Komplikationen erzählt, weil die Ich-Erzählerin davon ausgeht, dass „Erfahrungen durch Mächte jenseits der Persönlichkeit“ angestoßen werden? Das Fazit des Romans klingt depressiv: „Du hast teuer bezahlt für die Erfahrung, die dein Leben sein könnte, und dann zugeben müssen, dass es nicht das Wahre war, es war eben“. Ließe sich so auch der Roman zusammenfassen? Übersetzt ist dieser Text von Eva Bonné, die sowohl die Prosa wie die gebundene Sprache meistert.