Streifeneinsatz
ALEXANDER KLUGE Was nennt man Feldforschung?
JOACHIM KERSTEN Feldforschung ist eine Forschung, in der sich die forschende Person in dieses Feld begibt, in der Sozialwissenschaft in den Kontext menschlichen Handelns. In der Archäologie bedeutet Feldforschung graben. Als Biologe ist man vier Jahre mit Gorillas zusammen. Als Feldforscher in der Sozialwissenschaft geht man in dieses Feld, wo Menschen handeln, wo man sie sehen kann in ihren Bezügen.
KLUGE Sie sind der Detektiv der Detektive. Wie sieht es aus, wenn Sie Streifenpolizisten in Städten mit Feldforschung begleiten?
KERSTEN Das sind keine Detektive, sondern Schutzpolizisten. Dieser Unterschied ist wichtig. Ich würde andere Erfahrungen machen, wenn ich mit Leuten der Kriminalpolizei unterwegs wäre. Das ist von Jo Reichertz gemacht worden, eine schulemachende Forschung. Mit Schutzpolizei ist es anders, weil die auf 24-Stunden-Basis arbeitet.
KLUGE Sie stoßen auf unsortierte Wirklichkeit.
KERSTEN Sie stoßen auf eine Wirklichkeit, die sich schwer in Regale und Schubladen aufgliedern lässt. Es müssen stetig Zuordnungsleistungen erbracht werden.
KLUGE Der Kriminalbeamte hat eine Ordnung, dadurch dass ein Verbrechen oder ein Vergehen zu verfolgen ist. Er hat Spuren, hat eine geordnete, strukturierte Wirklichkeit.
KERSTEN Auf normativer Ebene gesprochen hat er Opfer und Täter. Wenn das Opfer tot ist, hat er die Leiche, er hat Spuren. Er muss nicht in eine ungeordnete Wirklichkeit kommen, sondern sie ist für ihn schon vorsortiert.
KLUGE Zum Tatort kommt er als Zweiter oder Dritter.
KERSTEN Es gibt eine Vorinformation, die beruht auf dem, was der Kollege raushört, der an der Notrufzentrale sitzt. Wenn die Streife schon unterwegs ist, wird diese Information in den Streifenwagen gegeben. Bei einem Unfall passt das besser in die Regalabteilung, also mit Personenschaden, ohne Personenschaden. Da weiß man ungefähr, was einen erwartet. Wenn man zu einem häuslichen Disput fährt oder zu einem Suizidversuch, weiß man überhaupt nichts. Es muss in Sekunden von diesen Beamten und Beamtinnen entschieden werden, was sie als nächstes tun. Das ist anstrengend.
KLUGE Ist eine Schicht in der Nacht oder am Tag?
KERSTEN Ein Umlauf fängt in der Mittagszeit an. Heute Mittag würde ich mich da einfinden, das würde bis 19 Uhr oder 19.30 Uhr dauern. Dann würde ich morgen früh um 5.30 Uhr oder um 6 Uhr wieder erscheinen. Der Dienst würde übergeben von der vorhergehenden Schicht und würde dauern bis mittags um 12 oder 13 Uhr. Morgen Nachmittag um 19 Uhr oder 18.30 Uhr würde der Nachtdienst anfangen, der bis morgens um 6 Uhr oder 6.30 Uhr geht. Das sind zweieinhalb Tage oder zwei Tage und eine Nacht. Dann ist der Umlauf vorbei. Das ist eine Schicht, die dieses Arbeitspensum hat.
KLUGE Hier gibt es einen Jungen. Er sagt, der Vater habe ihm mit der Flasche ins Gesicht geschlagen. Er will seinen Vater anzeigen.
KERSTEN In dieser Situation
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