Ronya Othmann wird für ihren Debütroman Die Sommer mit dem Mara-Cassens-Preis des Literaturhauses Hamburg ausgezeichnet. Die Auszeichnung ist mit 20.000 Euro dotiert und soll AutorInnen die Chance bieten, sich nach dem ersten Roman für eine gewisse Zeit ganz dem Schreiben zu widmen.
Der von der Holger und Mara Cassens-Stiftung finanzierte Preis wird von einer ehrenamtlichen Leserjury vergeben, 15 Mitglieder des Literaturhaus-Vereins lasen in ihrer Freizeit die 58 eingereichten Debütromane. Nach der Vorauswahl der Jury standen 11 Titel bei der finalen Sitzung zur Diskussion. Unter den Favoriten waren Daniel Mellem mit Die Erfindung des Countdowns, Deniz Ohde mit Streulicht und Olivia Wenzel mit 1.000 Serpentinen Angst.
Schließlich entschied sich die Jury mit folgender Begründung für Othmanns Debüt: „Das Beeindruckende an diesem Roman ist, dass er nicht belehrt und man doch so viel lernt: über die Musik, über den Engel in Pfauengestalt, über die Zubereitung von Speisen; ebenso wie über den Krieg in Syrien, die Bedrohung, die Flucht. Die Autorin beschreibt statt zu bewerten, sie erzählt ohne erschöpfend zu erklären. Über die Geschichte der Verwandten, die nach Deutschland kommen, tauchen wir ein in die Innenwelten von Menschen, die wir gemeinhin als Flüchtlinge bezeichnen. Begreifbar wird so, was die Erfahrung, als Angehörige einer Minderheit unterdrückt und angegriffen zu werden, mit Menschen macht – mit denen, die bleiben und sich arrangieren, und mit denen, die aufbegehren und fliehen müssen in der Hoffnung auf ein Leben in Sicherheit.“
* * *