Grenzgänge der Literatur II

Felix Philipp Ingold über Niklas Luhmann, Robert Musil, Oswald Egger und Hans-Jost Frey

Online seit: 12.10.2017

In einem launigen Feuilletonbeitrag für die Neue Zürcher Zeitung über „Probleme theorieeigener Sprache“ beklagte Niklas Luhmann vor gut dreißig Jahren die massive Überproduktion von „gelehrter Prosa“ bei gleichzeitig wachsendem Defizit an „gelehrter Poesie“. − Gelehrte Poesie hat es schon bei den Vorsokratikern gegeben, bei den Kynikern und in höchster Vollendung bei Lukrez; dann wieder in der Zeit der Aufklärung, exemplarisch bei Albrecht von Haller, später bei Johann Wolfgang von Goethe und erneut im literarischen Modernismus des frühen 20. Jahrhunderts („poésie scientifique“).

Zuletzt haben sich in den 1960er-Jahren in der Sowjetunion Techniker, Naturforscher und Literaten zusammengetan, um gemeinsam eine wissenschaftlich fundierte Poetik und generell einen multidisziplinären Dialog zwischen den „zwei Kulturen“ zu entwickeln. Die in der Folge massenhaft veröffentlichte einschlägige Belletristik sollte − mit staatlicher Förderung − auf ihre Weise zur „wissenschaftlich-technischen Revolution“ und darüber hinaus zur Annäherung zwischen den Künsten und den Wissenschaften beitragen. Außer Makulatur ist davon kaum etwas geblieben.

 

Dieser Text ist nur in der Ausgabe 3/2017 verfügbar.

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