Neulich

Andreas Maier im Ausland.

Online seit: 4. August 2021

Neulich war ich im Ausland. Fremde Menschen kamen da mir fremden Handlungen nach. Sie saßen in Cafés auf Straßen, die mir fremd waren. Ich lief da herum, fand das alles interessant, aber sagte mir: Es ist die Fremde, und du wirst nie zu ihr dazugehören. So war ich eine Weile Tourist. Der Himmel über mir war klar, es flogen kaum Flugzeuge, und die Menschen sahen relativ jung und gesund aus, wie sie da in ihren Cafés saßen, als hätten sie sonst nichts zu tun.

Ausland war für uns schon immer wichtig. Wir hatten schon von jeher einen Hang zur Exotik. Allein die Schlager früher. Ivan Rebroff. Bata Illic. Nana Mouskouri. Selbst die einheimische Alexandra sang ja hauptsächlich von der Taiga. Dazu kam der Toast Hawaii, kamen die Cannelloni, später Sushi und solche Sachen, jetzt haben wir Kreuzkümmel-Tees. Dagegen gab es natürlich die Händkäs-mit-Musik-Apfelwein-Fraktion im Blauen Bock mit Heinz Schenk. Aber da traten sie ja auch alle auf, von Ivan Rebroff über Bata Illic bis hin zu Nana Mouskouri. Und Adamo. Vermutlich auch Adamo. Und während den Seniorenhessen der Schoppen im Glas warm wurde (die Saalbeleuchtung galt als berüchtigt), sang Udo Jürgens Griechischer Wein.

Ja, neulich war ich im Ausland, nämlich in Bornheim, zwei Kilometer entfernt über den Main. Fremde Bornheimer Menschen kamen da fremden Bornheimer Handlungen nach. Anschließend fuhr ich nach Bockenheim (da ist mein Friseur). Die Bockenheimer Studenten kannten von jeher Sachsenhausen. Die Sachsenhäuser kannten noch nie Bockenheim. Die Sachsenhäuser sind von jeher daheimgeblieben.

Der Sachsenhäuser bewegt sich nicht. So wie der Main die natürliche Grenze ist, wo die Welt endet, sind die Mörfelder jetzt die natürliche Grenze, was die Flugzeuge angeht. In Sachsenhausen beginnt die Wahrheit, und sie setzt sich südlich der Mörfelder fort, mit zunehmender Lautstärke.

Allein die Schlager früher. Ivan Rebroff. Bata Illic, Nana Mouskouri. Selbst die einheimische Alexandra sang hauptsächlich von der Taiga.

In Bornheim, dort in der Fremde, besichtigte ich eine Wohnung in einer fremden Straße. Der Himmel war blau, ich stieg bis unters Dach, vor mir ragte die Himmelslinie Frankfurts auf. Fern da hinten auch der Henningerturm. Da wurde ich schon wieder traurig. Ich stand