Felicitas Hoppe ist die erste Preisträgerin des Großen Preises des Deutschen Literaturfonds. Anlässlich des 40-jährigen Jubiläums des Deutschen Literaturfonds wird die mit 50.000 Euro dotierte Auszeichnung in diesem Jahr erstmals vergeben. Die Preisverleihung findet am 7. Oktober 2020 in Berlin statt.
Die Jury (Bettina Fischer, Manuela Reichart und Hans Thill) wählte Hoppe aus dem Kreis der bisher durch den Deutschen Literaturfonds geförderten Stipendiaten und Stipendiatinnen aus.
In der Begründung heißt es:
„Felicitas Hoppe, 1960 geboren, hat seit dem Erzählungsband ‚Picknick der Friseure‘ im Jahr 1996 ein im besten Sinne breit gefächertes Werk vorgelegt: erzählerisch reizvolle Erkundungen zu Fragen der Identität ebenso wie lebendige Geschichten für Kinder oder auch eine Reihe aufschlussreicher Poetik-Vorlesungen. Felicitas Hoppes Romane – von Pigafetta (1999) über Johanna (2006) zu Hoppe (2012) oder Prawda. Eine amerikanische Reise (2018) – bergen stets ein besonderes, nicht zuletzt sprachliches Geheimnis. Im vergangenen Jahr hat sie neben einem ‚Making of‘ zu ihrem letzten Roman Prawda. Eine amerikanische Reise auch Grimms Märchen für die Heldinnen von heute und morgen herausgegeben und ermöglicht auf diese Weise auch eine vertiefende Sicht auf Texte, die sie begleiten und faszinieren.
Weitgereist teilt die Autorin ihren neugierigen Blick, aufgeschlossen begegnet sie der Welt und der Literatur. Felicitas Hoppe stellt Fragen an Sein und Wirklichkeit und lässt uns über den Horizont unserer alltäglichen Wahrnehmung hinausblicken. Ihrer Leserschaft wie auch ihren Zuhörerinnen und Zuhörern gibt sie immer wieder neue Schlüssel zum Verständnis in die Hand, wenn sie so klug wie amüsant über ihre eigenen wie die Werke anderer Auskunft gibt. Ihr Erfindungsreichtum, ihre bildreiche Sprache, ihre Freude am Spiel wurden schon oft gerühmt – so erhielt Felicitas Hoppe den Georg-Büchner-Preis im Jahr 2012.
Aufgrund der Vielfalt ihres Werkes, der wachen Wahrnehmung der Autorin, der funkensprühenden Vielschichtigkeit ihres Schreibens spricht die Jury Felicitas Hoppe den Großen Preis des Deutschen Literaturfonds zu.“
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Der mit 5.000 Euro dotierte Kranichsteiner Literaturförderpreis geht in diesem Jahr an Christian Schulteisz. Seit 2003 wird der Preis jährlich durch den Deutschen Literaturfonds an eine Autorin oder einen Autor unter 35 Jahren mit mindestens einer Buchveröffentlichung vergeben.
Die Jury begründete ihre Wahl folgendermaßen:
„Christian Schulteisz entwirft in seinem eindrucksvollen Debüt-Roman ein Porträt des (erst posthum entdeckten) Schriftstellers und ‚Universaldilettanten‘, des ekstatischen Wanderers Hans Jürgen von der Wense. Während des Zweiten Weltkrieges musste der hochbegabte Eigenbrötler in Göttingen Kriegsersatzdienst leisten. Wie dieser Held, der nicht urteilt und nicht rechtet, sich in der Gesellschaft bewegt, wie er ganz nebenbei überzeugte Parteigenossen von Mitläufern unterscheidet, wie er ein kluger Sonderling bleibt inmitten des Nazi-Wahnsinns – davon wird hier in einer poetischen und empfindsam-genauen Sprache erzählt.
Christian Schulteisz versetzt sich in seine Figur, in jenen Wense, der angelehnt an die historische Person des Dichters, aber nicht autobiographisch verbürgt ist. Er schreibt eindrucksvoll von dessen Verbindung zur Natur, vom entschiedenen Staunen und Wahrnehmen. Der Autor biedert sich dabei seinem Protagonisten nicht an, er fordert keine Sympathie von uns, stattdessen sollen wir staunen über einen Mann, der sich leidenschaftlich in Gedanken und in Büchern verliert und sich in der Kriegszeit anpasst, damit er unangepasst bleiben kann.“