Die Frage ist, ob man über alles sprechen muss. Und ob man über alles auch öffentlich sprechen muss. Und ob das öffentliche Sprechen eigentlich einer Beichte nahekommt. Und ob man nach Ablegen derselben von seinen Sünden und Begierden freigesprochen ist.
Seit vielen Jahren bin ich Fan des SWR Nachtcafé. Einerseits setzt es aufregende Themen wie „Die Wahrheit muss ans Licht“, „Optimisten – glücklich, aber naiv?“, „Die Kunst des Loslassens“, „Leben mit dem Verbrechen“ oder „Die Kraft der Liebe“. Ich hege, wie doch viele, ein Interesse an Lebensgeschichten im Allgemeinen und an außergewöhnlichen biografischen Ereignissen im Besonderen. Andererseits gelingt es dieser Sendung wie keiner, diese Themen ausführlich, aber nicht reißerisch, genau, aber nicht voyeuristisch, spannend, aber nicht aufmerksamkeitsheischend zu besprechen.
Ja, das Wort Gespräch passt gut zu dieser Sendung, denn es handelt sich tatsächlich um ein Gespräch unter Menschen, die erzählen und einander zuhören, und die Fragen stellen, die sogar an das unmittelbar Gesagte anschließen. Es stellt damit fast eine Ausnahme dar unter den Fernsehformaten, ach, was sage ich, unter den Partys und Abendessen dieser Welt. Ich saß zu oft in meinem Leben eingeklemmt zwischen einer Tischkante und einer Stuhllehne und habe mir die endlosen Monologe von Menschen angehört, die noch nie in ihrem Leben an einem Gespräch interessiert
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