Das Pandemiegeschehen der vergangenen anderthalb Jahre hat deutlich gemacht, wie ein unsichtbarer viraler Erreger sich verbreiten und durch Mutationen über längere Zeit sich behaupten kann. Der schwer fassbare, auch durch Impfung nicht zu hundert Prozent abzuwehrende Erreger figuriert in dem Geschehen gemeinhin als „Täter“, als „Gegner“, derweil der Mensch sich in den Status des „Opfers“ schicken muss. Dass aber auch „der Mensch“ viral unterwegs sein und pandemisches Unheil anrichten kann, bleibt dabei unbedacht. Der russische Erzähler Fjodor Dostojewski, der im mittleren 19. Jahrhundert eine Choleraepidemie mit mehr als einer Million Opfern als Zeitzeuge miterlebte, hat in einer seiner späten Geschichten die Perspektive umgekehrt und den Menschen selbst als ein latent virales Wesen kritisch herausgestellt.
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Ein namenloser Mann – ein Mensch wie du und ich – entschließt sich nach mancherlei selbstquälerischen Umtrieben, freiwillig (also frei und willig) aus dem Leben zu scheiden: Alles ist ihm „egal“, seine Welt- und Selbstverachtung pflegt er mit solcher Inbrunst, ja mit solchem Stolz, dass er dabei zur Witzfigur mutiert – er glaubt als Einziger hienieden die „Wahrheit“ zu kennen und gleichzeitig „leidet“ er an ihr, obwohl er sie (gemeint ist die Wahrheit als rationale Erkenntnis) nur trivial finden kann. Egal und lächerlich kommt ihm die Gegenwartswelt ebenso vor wie die Vergangenheit und darüber hinaus auch jede denkbare Zukunft – alles ist „nichtig“, und radikaler noch: Alles ist nichts.
Das Paradox erweist sich als die zentrale Denkfigur des von Eigensinn und Fremdbestimmung gleichermaßen geplagten Menschen. „… in meiner Seele ist ein schreckliches Sehnen nach einem Umstand herangereift, der bereits unendlich viel höher geworden war als ich selbst“, sinniert der Icherzähler: „Nämlich – die mir zuteilgewordene Überzeugung davon, dass auf Erden überall alles egal ist. Sehr lange schon hatte ich das vorausgeahnt, doch die volle Überzeugung stellte sich irgendwie ganz plötzlich im letzten Jahr ein. Plötzlich gewann ich das Gefühl, dass es mir ganz egal sein könnte, ob die Welt existierte oder ob es nirgendwo irgendwas gäbe. Mit meinem ganzen Wesen begann ich zu spüren und zu fühlen, dass in meiner Gegenwart nichts vorhanden war.“
Der Traum (als Krise wie als Katharsis) kann die Lebenseinstellung des Träumers grundlegend verändern, erneuern oder gar zerstören.
Der zwischen Zynismus und Sentimentalität schwankende Nihilist ist sich seiner eigenen Lächerlichkeit (die zugleich seine Tragik ist) durchaus bewusst, für ihn ein Grund mehr, mit der Welt
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