Das menschliche Gesicht, selbst wenn man es mit einer Maske bedeckt („nur um den Gesichtsausdruck zu verbergen“), wirkt so wesentlich und dominant, dass es uns auf einer Fotografie die Authentizität aller übrigen Gegenstände in Zweifel ziehen lässt. – Dieser Gedanke steht in einem kleinen Text, den Michel Houellebecq 2014 für den Katalog des Fotografen Marc Lathuillière verfasst hat. Im Wesentlichen verbindet der Schriftsteller darin die Bilder des Fotografen mit dem heutigen Tourismus. Der habe dazu geführt, dass die Franzosen nur noch darstellten, was man von ihnen erwarte – Boule spielen etwa. Das war 2014.
Der Kontext für das Tragen von Masken hat sich im Jahr 2020 deutlich verschoben, und die Frage stellt sich, ob die Authentizität des Alltags in unseren Köpfen ebenso zweifelhaft erscheint, wie Houellebecq es für Lathuillières Bilder behauptet. Daraus ließe sich ein neuer Aspekt für die Motive der Maskengegner ableiten: Sie verlieren womöglich, weil sie nicht genug Fressen zu sehen kriegen, den Bezug zur Wirklichkeit.
Ein bisschen schlechter: Neue Interventionen heißt der soeben bei Dumont erschienene Band mit verstreuten Essays, Interviews und anderen nichtfiktionalen Texten von Houellebecq. Es ist der vierte Essayband mit „Interventionen“. Wenigstens der erste dieser Bände hieß früher Die Welt ist ein Supermarkt und hatte ein schönes grelles Cover in einer aggressiven, billigen Sales-Optik, die den Autor selbst, als er das Buch sah,
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