Xaver Bayer wird für sein Buch Geschichten mit Marianne mit dem Österreichischen Buchpreis ausgezeichnet. Der Debütpreis geht an Leander Fischer für Die Forelle.
In der Begründung der Jury heißt es: „Ganz alltäglich und entspannt beginnen alle diese Geschichten mit Marianne, sie beginnen beim Abwaschen oder mit einem langweiligen Nachmittag, an dem Marianne den Erzähler zu einem Ausflug einlädt. Je harmloser der Anfang, desto grausamer und grotesker der weitere Verlauf. Jede Geschichte setzt neu an und lässt eine Gewissheit des Alltags ins Bodenlose kippen, und sei es der Gang in den Keller. Der Erzähler irrt durch den schlammigen Untergrund einer Riesenstadt, tastet sich im Dunklen durch ein ominöses Schloss oder beobachtet mit Marianne ein Massaker vom Wohnzimmer aus, nachdem er ihr beim Abwasch geholfen hat. Die literarische Moderne wird in diesen Geschichten aufgerufen und souverän in unterschiedlichen Genres eingesetzt – von der Horrorgeschichte bis zur Fantasy-Szenerie. Mit bösem, oft melancholischem Witz leuchtet Xaver Bayer die Angst-Räume unserer Zeit aus, denn immer wieder versinkt sein Held im Chaos, das in leuchtenden Details erzählt wird – letztlich bleibt ihm nur die eigene Fantasie als rettender Ort. Ein brillantes, facettenreiches Nachdenken über unsere Zeit.“
Für die Shortlist nominiert waren außerdem Helena Adler (Die Infantin trägt den Scheitel links), Monika Helfer (Die Bagage), Karin Peschka (Putzt euch, tanzt, lacht), Cornelia Travnicek (Feenstaub).
Der Österreichische Buchpreis ist mit 20.000 Euro dotiert, das Erreichen der Shortlist mit jeweils 2.500 Euro.
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Österreichischer Buchpreis 2020 in der Kategorie Debüt geht an Leander Fischer. Die Jury fand: „In seinem fast 800 Seiten starken Debütroman erweist sich Leander Fischer als äußerst wortgewaltiger Schriftsteller. Er kann sich über mehrere Seiten in kleinste Details des Fliegenfischens versenken und gleichzeitig zu sprachlichen Höhenflügen ansetzen. Fliegt er manchmal zu hoch? Doch, immer wieder. Die Forelle ist das genaue Gegenteil der einfachen, schmucklosen Prosa, die heute in der erzählenden Literatur vorherrscht. Und genau das macht den Reiz der Lektüre aus. Kleine Abstürze mindern die berauschende Wirkung des Romans keineswegs. Fischers Werk ist nicht nur für kunstsinnige Fliegenfischer ein literarischer Leckerbissen. Angesiedelt hat es der Autor in den 1980ern, als die großen Supermärkte kleine Läden zu verdrängen begannen. Die Forelle lässt sich auch als Antiheimatroman lesen, mit dem Waldsterben oder wild fechtenden Reserveburschenschaftern und dementsprechenden Bierdunst als thematischem Hintergrundrauschen. Diese österreichischen Kontinuitäten holen Fischers Prosa für kurze Zeit zurück auf den Boden der Tatsachen. Bis sie von neuem abhebt.“
Für die Shortlist-Debüt nominiert waren außerdem Gunther Neumann (Über allem und nichts) und Mercedes Spannagel (Das Palais muss brennen). Der Debütpreis im Rahmen des Österreichischen Buchpreises ist mit 10.000 Euro dotiert, das Erreichen der Shortlist mit jeweils 2.500 Euro. Der Debütpreis wird von der Arbeiterkammer Wien gestiftet.
Die Jury
Die Fach-Jury für den Österreichischen Buchpreis setzte sich 2020 aus Sebastian Fasthuber, Nicole Henneberg, Klaus Seufer-Wasserthal und Ulrike Tanzer zusammen.