Ich weiß nicht mehr, was mich vor Jahren auf Mishima Yukio brachte. Es ist möglich, dass ich etwas über seine Selbsttötung las und mehr wissen wollte. Oder ich erhielt einen Hinweis auf den Essay Mishima oder die Vision der Leere von Marguerite Yourcenar, die sich 1980 ausführlich mit seinem Werk beschäftigte.
Im deutschsprachigen Raum scheint der überaus produktive Autor bisher nicht recht angekommen zu sein. Die Mehrzahl seiner Romane und Essays wurde nicht übersetzt, das dramatische Werk in noch geringerem Maß. Viele deutsche Ausgaben sind vergriffen; die hohen Preise am Gebrauchtmarkt deuten indes auf eine gewisse Beliebtheit Mishimas hin. Diese mangelnde Präsenz ist bedauerlich, denn Mishima geht ungewöhnliche Denkwege, ist kantig, provoziert durch seine politische Meinung und fasziniert durch seine Vermischung japanischer und europäischer Geisteshaltungen.
So viele problematische Wörter in einem Satz – besonders die Vermischung ist mir verdächtig, ebenso die Geisteshaltung. Marguerite Yourcenar hat bereits ähnliche Schwierigkeiten reflektiert: „Reiz der Exotik oder das Misstrauen“ gegenüber einer anderen Kultur kämen leicht ins Spiel, zumal Mishima die „Elemente der eigenen Kultur und die des Abendlandes … gierig aufgesogen“ habe. Nun, das Exotische scheint inzwischen unter die Räder einer Art Weltalltagskultur gekommen zu sein. Und ich frage mich: Gibt es denn zwei Container, einen mit japanischem und einen mit europäischem Gedankengut, und wenn ja, auf welchen Schiffen wurden sie durch die Welt gefahren? Wurden sie ordnungsgemäß entladen? Sicher ist, dass von Europa vieles in Japan und von Japan nicht so vieles in Europa angekommen ist.
„Wer sich ausschließlich mit der Schönheit beschäftigt, dringt nichtsahnend zu den finstersten Ideen der Welt vor.“
Ich bekenne mich hier als ein Nichtkenner des asiatischen Landes und seiner Sprache, ein Wenigkenner seiner Literatur. Genauso könnte ich mich als Ignoranten der Homosexualität oder des Krafttrainings bezeichnen. Ich weiß nicht, wie sich die Unterhosen tragen, in denen Mishima sich häufig fotografieren ließ (auch wenn ich gelernt habe, dass sie Fundoshi heißen), und ich habe weder ein Bambusschwert in den Händen gehalten noch ein echtes. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie man sich den Bauch aufschlitzt. Das alles spielt hier eine Rolle.
Aufgewachsen bei seiner Großmutter und offenbar ein zartes, zur Kränklichkeit neigendes Kind, wurde der 1925 in Tokio geborene Hiraoka Kimitake, der sich dann Mishima Yukio nannte, im Zweiten Weltkrieg nicht zur Front eingezogen, weil er fälschlicherweise
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