Am wenigsten versteht man, warum der Roman erst jetzt ins Deutsche übersetzt wurde. Gut, dass sich die DDR nicht auf diesen Roman über die Besetzung der Tschechoslowakei und die Verschleppung der Juden in deutsche Konzentrationslager gestürzt hat, liegt in der Person des Autors begründet: Ferdinand Peroutka (1895–1978), ehemaliger Sprecher von Präsident Tomáš Garrigue Masaryk, ergriff schon 1947 die Flucht vor den putschenden Kommunisten in Prag, floh nach England und Amerika, wo er Radio Free Europe mit aufbaute – er war also ins „Lager des Klassenfeindes“ gewechselt und damit zur Unperson geworden.
Sein Roman Wolke und Walzer – basierend auf seinem 1947 in Prag uraufgeführten gleichnamigen Theaterstück, also eine der ersten literarischen Auseinandersetzungen mit dem Naziterror überhaupt, erschien 1976 bei Sixty-Eight Publishers in Toronto; das ist der Exilverlag des großen tschechischen Autors Josef Škvorecký, der sein eigenes Werk (das trotzdem umfangreich und noch lange nicht vollständig auf Deutsch übersetzt ist) zurückstellte, um die verbotenen Bücher seiner tschechoslowakischen Schriftstellerkollegen zu veröffentlichen. Aber nicht einmal die Referenz von Václav Havel, der den Roman als einen der besten tschechischen Romane überhaupt bezeichnete, hat dem Buch den Weg in den deutschsprachigen Raum geebnet. […]